Unilogo

Neue Liste  

 

 Neue Liste
"Transparenz und Modernisierung"

Sprecher: Prof. Dr. Stephan Zipfel
Stellvertretende Sprecherin:
Prof. Dr. Dorothee Kimmich
Senator
Prof. Nicholas J. Conard, Ph.D.
Stellvertreterin
Prof. Dr. Dorothee Kimmich
Mitglieder in der Strukturkommission
Prof. Dr. Madelaine Böhme
Prof. Dr. Tilman Berger
Stellvertretende Mitglieder
Prof. Dr. Klaus Sachs-Hombach
Prof. Dr. Thomas Scholten




Das universitätspolitische Programm

Seit einigen Jahren befinden sich die Universitäten wie die gesamte Wissenschaftslandschaft in einem beschleunigten Umbauprozess, der von den Veränderungen der politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen bestimmt ist: Der Wettbewerb zwischen den Universitäten wird dabei nicht nur auf nationaler Ebene vorangetrieben, sondern zusehends auch in europäischer und globaler Perspektive. Politik und Wirtschaft erwarten von deutschen Universitäten, international konkurrenzfähige Forschung und (Aus-)Bildung zu realisieren und die Studierendenzahlen auszubauen Gleichzeitig werden vermehrt wirtschaftspolitische Interessen an Forschung und Lehre gekoppelt, um die internationale wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit Deutschlands zu verbessern.

Diese Erwartungen sind mit überschuldeten Staats- und Landeshaushalten kaum zu erfüllen, zumal zu erwarten ist, dass die für Universitäten bereitgestellten öffentlichen Mittel längerfristig günstigstenfalls auf dem jetzigen Niveau verbleiben.

Wie soll die Universitätspolitik auf die gewachsenen bildungs- und wirtschaftspolitischen Erwartungen reagieren, wenn gleichzeitig der Mittelzufluss allenfalls stagniert? Gängige Schlagworte sind hier „Modernisierung“, „Profilierung“ und „Rationalisierung“. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, solange dies nicht eine ausschließliche Fokussierung auf Moden in Lehre und Forschung bedeutet.

Universitäten haben einen Forschungs- und Bildungsauftrag, der weit über ökonomische und wirtschaftliche Erwartungen hinaus reicht und sich nicht alleine anhand von Effizienzkriterien messen lässt. Universitäten müssen beim Einsatz ihrer Ressourcen natürlich verantwortungsvoll auf den gesellschaftlichen Verwertungsnutzen ihrer Angebote achten. Sie haben gleichzeitig aber auch die Pflicht zur Ermöglichung einer von externen Zwängen befreiten, kritischen Forschung und Ausbildung.

Angesichts dieser Herausforderungen hat die Dichotomie von „progressiv“ und „konservativ“ an Bedeutung verloren. Das gab im Rahmen der Senatswahlen 2006 den Ausschlag zur Gründung unserer Neuen Liste – die seither in der universitären Gremienarbeit an der Gestaltung der beschriebenen Herausforderungen konstruktiv mitzuwirken und die Diskussionen um die Zukunft der Universität zu bereichern versucht. Bewusst versteht sich die Neue Liste als offene und breite Plattform für die Setzung neuer universitätspolitischer Impulse. Im Zeichen der Kriterien ‚Transparenz‘, ‚Vielfalt‘ und ‚reflektierte Modernisierung‘ will sie weiterhin die in der Vergangenheit wenig realisierten Potentiale professoraler Beteiligung mobilisieren.


Transparenz

Modernisierung ist erfolgreich, wenn die Gruppen und Einzelpersonen der Universität ihre Kräfte vereinen, ihren Einsatz optimieren und gemeinsame Ziele anstreben. Die Universität sollte deshalb vor allem eine transparente Universität sein. Jenseits formaler Entscheidungsmechanismen streben wir ein Klima des Dialoges unter breiter Beteiligung der Professorenschaft an der Diskussion über die Zukunft der Universität an. Eine aktiv in die Geschicke der Universität eingreifende Universitätsleitung soll den offenen Beratungsprozess auslösen und begleiten. Das Gebot der Transparenz hat auch angesichts der durch das derzeitige Rektorat eingeleiteten Reformen seine Bedeutung nicht verloren.


Vielfalt

Der Standort Tübingen mit seinen gewachsenen Strukturen von Natur-, Lebens-, Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaften besitzt eine reiche Ausgangsbasis und sollte sich als Volluniversität profilieren. Zugleich sollten Möglichkeiten für eine erleichterte interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Forschung zwischen den Organisationseinheiten verstärkt geschaffen werden.

Die historisch gewordenen Gegebenheiten der Tübinger Universität sind eine Chance, um die uns viele Universitäten beneiden. Sie sollten weder aufgegeben noch konserviert, sondern produktiv fortentwickelt werden, um auf der Basis lokaler Gegebenheiten erfolgreich am internationalen Wettbewerb teilnehmen zu können.


Reflektierte Modernisierung

Kontinuierliche Modernisierung ist für die Entwicklung einer Universität von zentraler Bedeutung. Sie darf allerdings nicht zum Selbstzweck werden. Eine bloße Orientierung an aktuellen Trends, die blind macht für möglicherweise langfristig katastrophale Folgen, ist zu verhindern. Forschung und Lehre sollten sich an den Idealen von Bildung und Humanität orientieren und sich zugleich an der Lösung gesellschaftlicher Probleme beteiligen. Universitäre Angebote haben sich nach wie vor an den Zielen der Aufklärung zu orientieren und dürfen nicht allein einem ökonomisierten politischen Kalkül überlassen werden. Mit der Schaffung, Bereitstellung und Verbreitung von Wissen übernehmen Universitäten eine wesentliche Aufgabe für die Gesellschaft, der sie umgekehrt auch Rechenschaft und Reflexivität schulden.

Wir plädieren für eine verstärkte Beteiligung der Professoren und Professorinnen aller Fach­richtungen am universitären Gestaltungsprozess. Reflektierte Modernisierung ist nur möglich, wenn die Professorenschaft gemeinsam mit allen Gruppen und Gremien die Zukunft der Universität transparent diskutiert und gestaltet. Zu unseren Zielen im Rahmen einer Verbesserung der Bedingungen für Forschung und Lehre gehört der Dialog über folgende drängende Themen:

  • Kritische Begleitung der Auswirkungen der neuen Fakultätsstrukturen der Universität

  • Fachspezifische transparente Leistungskriterien für WissenschaftlerInnen, Schaffung von Anreizen und Herstellung wettbewerbsgerechter Bedingungen für alle Fächergruppen

  • Verbesserungen bei der Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Professorenschaft, Schaffung von Verwaltungsstrukturen, die den neuen Anforderungen in Forschung und Lehre entsprechen

  • Erhöhung der Attraktivität einer universitären Karriere für NachwuchswissenschaftlerInnen, Etablierung einer modernen, innovativen und nachhaltigen Nachwuchsförderung

  • Transparenz bei der Konzeption und Umsetzung der Hochschulausbauplanung und der Steuerung von Veränderungen im Lehr- und Forschungsangebot der Universität

  • Studierbare, flexible und attraktive Studiengänge, in denen sich – ungeachtet differenzierter Profile – die wissenschaftliche Qualität der Ausbildung und die Berufsorientierung nicht ausschließen

  • Familienfreundlichere Gestaltung der Universität, Verbesserung der Kinderbetreuung, Erhöhung des Frauenanteils – v.a. in akademischen Führungspositionen

  • Verbesserung der universitären Lebens- und Arbeitsqualität, Förderung kultureller Angebote und akademischer Gemeinschaftsveranstaltungen z.B. durch Einrichtung eines Faculty Club


Letzte Änderungen am 30. September 2015, Tilman Berger