Informationen zur Gesellschaft für Interdisziplinäre Forschung Tübingen e.V.

Zweck der GIFT ist laut Satzung "die Förderung von Wissenschaft und Forschung, insbesondere einer praxisoffenen, bedeutungskritischen und interdisziplinären Forschung (...) und der interkulturellen Kommunikation".

Der Schwerpunkt der GIFT-Arbeit liegt vorläufig auf den Kultur-, Sozial- und Kommunikationswissenschaften, nicht zuletzt weil diese Wissenschaften bisher bestenfalls die Brosamen der öffentlichen Förderung erhielten. Wenn wir auf die sogenannten 'Geisteswissenschaften' vorläufig den Schwerpunkt legen, so wollen wir damit lediglich den sogenannten 'geisteswissenschaftlichen' Forschungsbereichen nicht zuletzt in Sachen Finanzierung zu einer Gleichberechtigung verhelfen. Allgemein: Wir wollen, sofern es wissenschaftlich begründbar ist, Vernachlässigtem Geltung verschaffen, Finger auf Wunden legen, Wissenschaftfeindliches beim Namen nennen und kritische Einsprüche gegen alles Irrationale und Ungerechte im Forschungsbereich wirksam bündeln, insbesondere die Fächergrenzen problematisieren.

Wissenschaft sehen wir dabei als unabgrenzbar in die Wirklichkeit eingebettete teilautonome Kulturerscheinung an, zu deren Aufgaben es auch gehört, die Emanzipation von den sie tragenden Mächten (Kirche, Staat, Wirtschaft) nicht einfach als historische Tatsache zu behandeln, sondern diesen ständig neu abzutrotzen.

Interdisziplinäre Kommunikation verstehen wir als Sonderform interkultureller Kommunikation. Der Begriff "Kommunikation" ist hier nicht zuletzt wertend gegen alle Bestrebungen gerichtet, eine Kultur einer anderen Kultur zu subsumieren, ihr das eigene Gesetz aufzuprägen. Das schließt eine in sich stimmige übergeordnete Theorie der Kultur, also auch der Wissenschaft nicht aus. Im Gegenteil wir fördern alle Bemühungen, interdisziplinäre Forschung in einer solchen Theorie kulminieren zu lassen, sofern diese nicht die Einzelforschung bevormunden oder vergewaltigen will.



Vorläufig haben wir folgende Grobpläne ins Auge gefaßt:

  1. Förderung der Publikation von kommentierten Editionen, Analysen und zusammenfassenden Darstellungen (Dazu ausführlicher die Ausführungen zum GIFT-Publishing).
  2. Förderung von Ausstellungen und Tagungen (so z.B. "Im Vorfeld des Massenmords. Germanistik und Nachbarfächer im 2. Weltkrieg")
  3. Förderung von Einzelprojekten, insbesondere wenn sie von den zuständigen Fächern vernachlässigt werden.
  4. Förderung der Prozessualisierung und Dialogisierung von Wissenschaft. Insbesondere das Internet eröffnet neue Möglichkeiten, den Forschungsprozeß zu optimieren. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warten nicht mehr lange ab, bis sie meinen, ihre Forschung zu einem Einzelthema abgeschlossen zu haben. Sie präsentieren gerade auch erste Vorannahmen und vorläufige Ergebnisse und stellen sie im Internet zur Diskussion, einerseits radikal und ohne Scheuklappen in Richtung eines Brainstormings, andererseits revisionsbereit, Kritik nicht persönlich nehmend, sondern als Anregung zur Weiterverarbeitung verstehend. Sie schotten also den Forschungsprozeß nicht künstlich gegen Fremdeinwirkung ab, sondern beteiligen daran jeden, der sich auch nur in einem Teilbereich kompetent fühlt. Zumindest signalisieren Kritiken immer auch Möglichkeiten des Mißverstehens und nötigen daher zu mehr Verständlichkeit. Einem frühzeitigen Positionswechsel vom Typ 'Identifizierung mit dem Aggressor' wird damit keineswegs das Wort geredet. Die Präsentation von Forschungsergebnissen durchläuft also mehrere Fassungen, die jeweils nummeriert und mit Datum versehen werden. Wer sich in dieser Weise an der allmählichen Fundierung einer Forschung beteiligt, wird als Mitwirkender explizit genannt, entweder auf dem Titelblatt, einem Extrablatt oder im Vorwort. Verantwortlich bleiben dabei stets die Autoren.
  5. Fernziel ist die Gründung einer Stiftung und mit ihrer Hilfe eines oder gar mehrerer Institute für interdisziplinäre Forschung.

Wir sind der Überzeugung, daß Rassismus und Faschismus in ihren zahlreichen Varianten mit den Zielen der Gesellschaft nicht vereinbar sind. Der Vorstand ist daher nicht gewillt, in dieser Richtung tendierenden Menschen und ihren Produkten in irgendeiner Weise entgegenzukommen. Versuchen der Umfunktionierung der Gesellschaft durch andere Vereine, Parteien, Institutionen oder Unternehmen wird er auch sonst energisch entgegentreten. Das betrifft natürlich nicht die korporative Mitgliedschaft, die durch die Satzung nicht ausgeschlossen wird.

Gesellschaft für interdisziplinäre Forschung Tübingen e.V.
Verfasser: Gerd Simon




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letzte Änderung: 19.01.2001
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