Examenskurs Sommersemester 2003 Dr. Henrike Lähnemann

Hartmann von Aue (Artusroman): Der 'Iwein'-Prolog

Text nach: Iwein. Eine Erzählung von Hartmann von Aue, hg. v. G.F. Benecke und K. Lachmann, neu bearb. v. Ludwig Wolff, Bd. 1: Text, 7. Aufl., Berlin 1968. in der elektronischen Fassung der 'Bibliotheca Augustana'
Aufgaben: 1. Übersetzung;
2. Lektüre einer Einführung zur Artusliteratur (z.B. Kapitel 'Artusroman' in 'Epische Stoffe des Mittelalters', hg.v. Volker Mertens, oder im Arbeitsbuch Beck-Verlag 'Hartmann von Aue', oder in der Einführung bei Reclam 'Der deutsche Artusroman',oder in Hilkert Weddige, 'Einführung in die germ. Mediävistik' oder in Interpretationsreihe Reclam 'Mhd. Romane').
3. Überlegen Sie, inwieweit sich der Prolog als Programm der mhd. Artusdichtung lesen läßt.

   Swer an rehte güete
     wendet sîn gemüete,
     dem volget sælde und êre.
     des gît gewisse lêre
 5   künec Artûs der guote,
     der mit rîters muote
     nâch lobe kunde strîten.
     er hât bî sînen zîten
     gelebet alsô schône
10   daz er der êren krône
     dô truoc und noch sîn name treit.
     des habent die wârheit
     sîne lantliute:
     sî jehent er lebe noch hiute:
15   er hât den lop erworben,
     ist im der lîp erstorben,
     sô lebet doch iemer sîn name.
     er ist lasterlîcher schame
     iemer vil gar erwert,
20   der noch nâch sînem site vert.
    
     Ein rîter, der gelêret was
     unde ez an den buochen las,
     swenner sîne stunde
     niht baz bewenden kunde,
25   daz er ouch tihtennes pflac
     (daz man gerne hœren mac,
     dâ kêrt er sînen vlîz an:
     er was genant Hartman
     und was ein Ouwære),
30   der tihte diz mære.
    
     Ez hâte der künec Artûs
     ze Karidôl in sîn hûs
     zeinen pfingesten geleit
     nâch rîcher gewonheit
35   eine alsô schœne hôchzît
     daz er vordes noch sît
     deheine schœner nie gewan.
     deiswâr dâ was ein bœser man
     in vil swachen werde,
40   wan sich gesament ûf der erde
     bî niemans zîten anderswâ
     sô manec guot ritter alsô dâ.
     ouch wart in dâ ze hove gegeben
     in alle wîs ein wunschleben:
45   in liebte hof und den lîp
     manec maget unde wîp,
     die schœnesten von den rîchen.
     mich jâmert wærlîchen,
     und hulfez iht, ich woldez clagen,
50   daz nû bî unseren tagen
     solch vreude niemer werden mac
     der man ze den zîten pflac.
     doch müezen wir ouch nû genesen.
     ichn wolde dô niht sîn gewesen,
55   daz ich nû niht enwære,
     dâ uns noch mit ir mære
     sô rehte wol wesen sol:
     dâ tâten in diu werc vil wol.
    
     Artûs und diu künegin,
60   ir ietwederz under in
     sich ûf ir aller willen vleiz.
     dô man des pfingestages enbeiz,
     mänlich im die vreude nam
     der in dô aller beste gezam.
65   dise sprâchen wider diu wîp,
     dise banecten den lîp,
     dise tanzten, dise sungen,
     dise liefen, dise sprungen,
     dise hôrten seitspil,
70   dise schuzzen zuo dem zil,
     dise retten von seneder arbeit,
     dise von grôzer manheit.
     Gâwein ahte umbe wâfen,
     Keiî legte sich slâfen
75   ûf den sal under in:
   ze gemache ân êre stuont sîn sin.
    
Zurück zum Übersichtsplan Examenskurs Henrike Lähnemann, Sommersemester 2003 oder direkt zur Homepage der Mediävistischen Abteilung