Jürgen Plieninger

Online-Computer in Tübinger Institutsbibliotheken

erschienen in: Tübinger Bibliotheksinformationen (TBI), 22.2000, H. 1, S. 19f.


 

Die Zettelkataloge haben ausgedient. Spätestens mit der Einführung einer neuen Bibliothekssoftware wird es zu aufwendig werden, Titelkarten auszudrucken. Also sind Online-Computer das Gebot der Stunde, mit denen Benutzerinnen und Benutzer nicht nur in OPACs, sondern auch in Datenbanken und im World Wide Web recherchieren. Sie finden in diesem Artikel einige Überlegungen sowie die Ergebnisse einer Umfrage unter Fakultäts- und Institutsbibliotheken zu diesem Thema.

Insellösungen versus Onlinegeräte
In vielen Institutsbibliotheken leisten bisher "Insellösungen" (Offline-PCs mit einer Katalogdatenbank - LARS oder Mikromarc - auf der Festplatte) gute Dienste. Dennoch ist ihre Zeit allmählich vorbei, weil zukünftig das Katalogisieren im Verbund gesetzlich vorgeschrieben ist und infolgedessen die neue Bibliothekssoftware, die LARS und Mikromarc auf der Institutsebene ablösen soll, auf dem Prinzip des Online-Katalogisierens beruhen wird. Wer die "Lokaldaten" herunterladen und offline als eigenen Katalog anbieten bzw. Katalogkarten für einen Zettelkatalog ausdrucken will, muß einen verhältnismäßig hohen Aufwand betreiben. Eigentlich schade, denn die Netzunabhängigkeit bringt auch Vorteile: Man entgeht der Gefahr eines Netzausfalles, der alles lahmlegt und man kann eventuell eine gezieltere Schlagwortsuche mit den lokalen Schlagworten anbieten. Hinzu kommt die geringere Anforderung an die Hardware, man kann durchaus noch seine alten x86er-Geräte einsetzen, die man unter Umständen von Professuren im Institut "geerbt" hat.
Die Vorteile der Online-Geräte dagegen sind groß: Die Benutzerinnen und Benutzer finden überall die ihnen bekannte Suchmaske vor, sie können (zur Zeit) verschiedene Kataloge, insbesondere jene des lokalen Bibliothekssystems, nacheinander durchsuchen und haben (in der Zukunft) hoffentlich die Gelegenheit, nur einmal suchen zu müssen, sie können (CD-ROM-) Datenbankrecherchen durchführen, was in Zeiten sinkender Zahlen von Zeitschriftenabonnements und der Abbestellung von Zeitschriftenbibliographien erhebliche Vorteile bietet, und man kann ihnen last not least auch WWW-Recherchen ermöglichen. Dabei konnte man bisher durch sogenannte Client-Programme diese verschiedenen Funktionen voneinander trennen und somit Online-PCs entweder nur für OPAC-Recherche oder nur für die Datenbankrecherche anbieten. Bei der Datenbankrecherche ist diese Zeit seit REDI vorbei, bei den OPACs wird dies voraussichtlich mit der Einführung der neuen Bibliothekssoftware der Fall sein, falls sich nicht irgendeine EDV-Abteilung dahinterklemmt, eine Client-Lösung wie bei OLIX zu erstellen. Diese Samariter werden vermutlich aber in der Umbruchsituation anderes zu tun haben... Fassen wir zusammen: Die PC-Insellösungen mit ihren DOS-Programmen haben tendenziell ebenso ausgedient wie die Online-PCs mit Clientprogrammen für OPAC- und Datenbankrecherche. Die Tendenz geht zur integrierten Lösung der Benutzung von allen drei Medien (OPACs, Datenbanken und WWW) über einen gängigen WWW-Browser.

Online-Geräte in den Instituten versus jenen in Zentralen Einrichtungen Mit der Einführung von Online-Geräten in Institutsbibliotheken kommen zusätzliche Aufgaben auf die Bibliothekarinnen bzw. Bibliothekare zu:

  • Planung der Anschaffung und des Ausbaus,
  • Durchsetzung der eigenen Pläne gegen die Konkurrenz im eigenen Institut (Bedarf von Professuren und Projekten an Ausstattung mit PCs),
  • ggf. Konfiguration der Clients, die den Benutzer/innen angeboten werden sollen,
  • Einführung/Anleitung/Beratung bezüglich der Benutzung der Online-Geräte,
  • Regulierung der Benutzung.

Online-Geräte in Bibliotheken stehen oft neben ebensolchen in Computerpools von Instituten bzw. Fakultäten; ebenso sind sie als parallele Angebote zu den Geräten in der Universitätsbibliothek (UB) und in den Pools des Zentrums für Datenverarbeitung (ZDV) zu sehen. Da es hier keinerlei Abstimmung gibt, kommt es natürlich zu Ungleichgewichtigkeiten: Im einen Institut ist die Institutsleitung strikt dagegen, über den Katalog hinaus Online-Recherchen zuzulassen ("Da sollen die Studierenden ins ZDV gehen!"), in einem anderen hat dies einiges Gewicht und es werden entsprechend viele Geräte für diesen Zweck angeschafft und in einem dritten ist sowieso ein Computerpool vorhanden, in dem die Geräte auch die Funktion der Onlinerecherche erlauben. Vielleicht sollte man an dieser Stelle betonen, dass die Frage der Aufstellung solcher Geräte auch im Lichte der Bedürfnisse verschiedener Benutzergruppen zu beurteilen ist: Während die Mitarbeiter/innen von Instituten/Fakultäten oft am Arbeitsplatz mit Online-PCs ausgestattet sind, verbessert sich die private Ausstattung der Studierenden zwar fortwährend, kann aber nicht von vornherein vorausgesetzt werden. Insofern kann eine Verbesserung der Chancengleichheit der Studierenden durch die Möglichkeit der Nutzung von Onlinegeräten in öffentlich zugänglichen Bereichen - Institutsbibliothek, Computerpool, UB oder ZDV - durchaus als wünschenswert erscheinen. Ganz allgemein muß man hier feststellen, dass es hier keine uniweite (oder auch bibliothekssystemsbezogene) Planung bzw. Abstimmung gibt. Was bei der Buchbeschaffung ab einer vergleichsweise geringen Summe eine Selbstverständlichkeit ist, wird bei der Online-Nutzung dem Zufall und der Gelegenheit überlassen! Jedenfalls: Eine Ordnung oder auch nur ein Hinweis, wie die Beschaffung und Konfigurierung von Online-Geräten vonstatten zu gehen hat, geben weder die ZV noch das ZDV. Die Universitätsbibliothek gibt immerhin Hinweise dazu. Das bedeutet: Jedes Institut, jede Fakultät bzw. deren Bibliotheken beschaffen nach eigenem Vermögen und Gutdünken. Da kommt es dann darauf an, was der Computerhiwi oder der sich selbst als "Computerfreak" einschätzende Vertreter des Mittelbaus von nebenan oder der gut oder schlecht beratene Direktor gerade von der Materie halten oder was aktuell im Strukturfonds angeboten wird mit "Rundum-Sorglos-Pflege" des ZDV, dessen einschlägige Abteilung in Fragen der Konfigurierung von Online-Geräten keinerlei Ambitionen hat und - wenn überhaupt - zum Jagen getragen werden muß. Es geht schließlich nicht nur um die Beschaffung der Hardware, sondern auch um die Konfiguration der Software und die Pflege der Geräte mit Routinen des Backups und des Virenschutzes. Mit anderen Worten: Man wird mit diesen Fragen ziemlich allein gelassen.

Onlinenutzungen - die verschiedenen Arten trennen oder integrieren? Und wenn die Geräte dann einmal da sind, stellt sich die Frage, ob man alles auf ihnen machen (können) soll oder nur einiges. In meiner Bibliothek beispielsweise habe ich mich bemüht, die OPAC-Nutzung bei einigen PCs exklusiv zu gestalten, indem ich den altbekannten OPAC-Client von OLIX installiert und gleichzeitig die allgemeinen Web-Dienste wie Browser, E-Mail- und FTP-Client gelöscht habe, anstatt den Olix-WWW-OPAC in einem Browser zu laden. Grundlage für diese Maßnahme war die Überlegung, dass jene Benutzer/innen eine Chance haben sollen, die möglichst schnell eine Literaturrecherche machen wollen, ohne durch andere blockiert zu werden, die ihrerseits eingehend in Datenbanken oder im Web recherchieren wollen. Allerdings werden Sie weiter unten bei der Darstellung der Ergebnisse der Umfrage unschwer erkennen, dass ich einer absoluten Minderheit angehöre, da sich die meisten der befragten Kollegen und Kolleginnen für eine Mischnutzung entschieden haben. Und oben habe ich schon ausgeführt, dass die Zeiten klarer Trennung von Funktionen vorbei ist. Dies kann man dann allenfalls durch Regeln (und im Konfliktfall durch Kontrolle) herstellen. Aber wie können solche Regeln aussehen? Auch dies wurde in der Umfrage gefragt.

Anleitung und Beratung
Wenn dann einmal alles installiert und nach ein paar Hicksern die Sache als Routine eingerichtet ist (es sei denn, der Strukturfondsrechner entpuppt sich als saure Gurke und macht fortwährend Probleme), so steht man noch vor der Frage, ob man die Benutzerinnen und Benutzerinnen in der Handhabung allein läßt ("das können die doch alle besser als ich!" wäre eine mögliche Begründung für diese Unterlassung) oder in der Benutzung unterstützt. Diese Unterstützung kann auch wieder sehr unterschiedlich ausfallen, im Extremfall begnügt man sich mit dem Verweis auf die Kompetenz anderer Stellen ("das machen andere besser als ich!"). Haben Sie Einführungen in die Recherche mit Beispielen aus Ihrem Bestand neben dem Gerät liegen? Oder haben Sie zumindest die Anleitungen der UB für den UB-OPAC ausliegen? Haben Sie bei Bibliotheksführungen die Online-PCs schon mit einbezogen? Sind jeweils Hinweise angegeben, dass man Fragen gerne bei Ihnen stellen kann oder dass in der UB allgemeine Einführungen in die Internetnutzung stattfinden? - Wer in welchem Rahmen auch immer Studierende hier eingeführt hat, wird die Beobachtung gemacht haben, dass die Bandbreite von Kenntnissen und Bedürfnissen enorm ist: Vom absoluten Anfänger, der noch nicht einmal mit der Tastatur richtig umgehen kann, bis hin zum Crack, der nur an komplizierten Sonderproblemen interessiert ist und gelangweilt den - in seinen Augen - dilettantischen Erläuterungen des Bibliothekspersonals lauscht. Die Zahl jener, die eine grundlegende Einführung brauchen, überwiegt meiner Einschätzung nach bei weitem. Dieser Klientel sollte Beratung wo immer möglich angeboten werden!

Ergebnisse der Untersuchung
Soweit die Überlegungen zu diesem Thema. Wie sieht es nun real in den Fakultäts- und Institutsbibliotheken aus? Es antworteten insgesamt vierzehn Bibliotheken, ein gutes Drittel davon vom Typ "Fakultätsbibliothek". Alle bis auf eine Ausnahme gehören den Sozial- und Geisteswissenschaften an.

Zeitlicher Rahmen
Die Fakultätsbibliotheken haben durch die Bank weg früher mit der Aufstellung von Online-PCs begonnen, ab Mitte der neunziger Jahre, wohingegen die Institutsbibliotheken nur in Einzelfällen zu diesem Zeitpunkt Online-Geräte aufstellten und erst in den letzten Jahren nachzogen. Der Grund hierfür ist, dass die Gebäude von Fakultätsbibliotheken früher vernetzt wurden (es gibt aber Ausnahmen) und solche Bibliotheken auch mehr Möglichkeiten haben, Mittel für Online-PCs einzusetzen.

Anzahl der Geräte
Wenn man alle Antworten zusammenzählt, gibt es in den vierzehn Bibliotheken 42 OPAC-PCs, 6 PCs für die Datenbankrecherche und 19 PCs für die Internetrecherche. Jedoch sind die beiden letzten Kategorien so ausgelegt, dass sie eine gemischte Nutzung erlauben, also auf ihnen auch OPAC-Recherche ermöglicht wird. Ein Kollege wies noch auf die 20 Geräte des Computerpools seiner Fakultät hin, die ebenfalls eine gemischte Nutzung aller Medien (OPAC, DB, WWW) erlauben. Im Moment sind die OPAC-Geräte noch in der Mehrzahl, wobei bei manchen Antworten nicht auszumachen ist, ob auch Insellösungs-PCs mit in die Antwort einbezogen wurde. Der Trend jedoch geht eindeutig hin zum Online-PC, der alle Möglichkeiten der Recherche erlaubt.

Geplanter Ausbau und aktuelle Benutzung
Nur wenige Bibliotheken haben schon die Anzahl an PCs, die ihnen als notwendiger Bedarf vorschwebt. Insbesondere die Nachzügler machen einen Bedarf geltend, der 100 - 500 % über der aktuellen Anzahl liegt. Aber es werden in dieser Rubrik auch etliche Fragezeichen angegeben, will heißen: Mal abwarten, wie denn die Benutzung ist und dann nach Bedarf aufstocken. - Ja, die Benutzung... Es ist natürlich eine subjektive Sache, die Intensität der Nutzung einschätzen zu wollen, dennoch sind Einschätzungen wichtig. Nach den Antworten ist die Nutzung der OPACs durchweg sehr gut bis gut, die Nutzung der Datenbanken wird dann von den Fakultätsbibliotheken nur von einer Bibliothek als gut eingeschätzt, die anderen meinen, sie sei durchschnittlich, und die beiden Institutsbibliotheken, die Datenbanken anbieten, meinen, die Nutzung sei schlecht. Hingegen wird die Nutzung der WWW-Geräte durch die Bank weg als sehr gut bezeichnet, nur eine Institutsbibliothek gibt durchschnittlich an.
Meiner Meinung nach zeigt sich hier ein eindeutiges Bild: OPAC und WWW-Geräte werden am besten benutzt, Datenbankgeräte sind in Fakultätsbibliotheken noch einigermaßen ausgelastet, in Institutsbibliotheken läßt die geringe Nutzung das Angebot fragwürdig erscheinen.

Beratung - neues Arbeitsfeld oder unnötiger Aufwand?
Es wurde bei jeder Nutzungsart (OPAC, Datenbanken und WWW) gefragt, welche Beratung angeboten wird. Sechs Bibliotheken geben eine Einführung in die Benutzung des OPAC, bei einer ist dies geplant, drei verweisen auf die UB, vier geben keine Hilfestellung. Bei den Datenbankgeräten werden in fünf Bibliotheken Einführungen angeboten, vier verweisen auf die UB, in einer gibt es entsprechende Angebote in der Fakultät, vier beraten nicht. Beim WWW führen vier Bibliotheken in die Benutzung ein, drei verweisen auf die UB, in einer wird die Einführung im Rahmen des Instituts geleistet (aber vom Bibliothekar gegeben...) und sechs haben keine Angebote in dieser Hinsicht. Natürlich ist es die Frage, was hier unter "Beratung" zu verstehen ist. Es wird vermutlich die Notwendigkeit unterschiedlich eingeschätzt: Manche Kolleginnen und Kollegen argumentieren, die Benutzerinnen und Benutzer hätten mehr Erfahrung als sie. Da wird eine ganze Gruppe über den Kamm geschoren! Und wir wissen, wie es mit Benutzerinnen und Benutzern ist: Viele Fragen werden erst gar nicht gestellt. Deswegen wären schriftliche Anleitungen als Minimalangebot nicht schlecht. Viele sehen dies aber schon durch die Hilfefunktion des OPACs als abgedeckt. Wünschenswert wäre aus meiner Sicht eine Einführung in Institutsbibliotheken vor allem aus fachlicher Sicht: Die UB kann Einführungsangebote (bedenken Sie vor allem die Datenbank- und WWW-Recherche) nur allgemein anlegen, weil bei diesen Angeboten immer eine Mischung von Studierenden aus allen Fakultäten teilnehmen wird. In den Instituten aber haben wir bei ähnlichen Anlässen die Studierenden, die am eigenen Fach und somit an bestimmten Datenbanken interessiert sind bzw. an bestimmten WWW-Angeboten. Von daher wäre es sinnvoll, wenn Einführungen und Beratungen im Bibliothekssystem nicht nur generalistisch, sondern eben auch fachlich orientiert angeboten würden.

Unterstützung bei der Hardware-Pflege
Es ist eine nicht zu unterschätzende Erleichterung für die Arbeit, wenn die Installation, Konfiguration und Pflege von Online-PCs nicht selbst geleistet werden muß. Die Frage, wer hierbei unterstützt, beantworten vier Bibliotheken mit "ZDV" (und meinen damit zweifellos das sog. "Rundum-Sorglos-Paket", das mit unterschiedlicher Laufzeit gewählt werden kann), sieben Bibliotheken nennen "Computerhiwis" als Anlaufstelle und vier Bibliotheken kümmern sich selbst um die entsprechende Pflege. Interessanterweise sind die Fakultätsbibliotheken zwar besser als die Institutsbibliotheken ausgestattet, bei der Betreuung der Geräte jedoch keineswegs privilegiert: Von den fünf Fakultätsbibliotheken ist nur in einer ein Computer-Hiwi für die Pflege zuständig, zwei verlassen sich auf das ZDV und zwei betreuen ihre Geräte selbst. Im Gegenteil dazu sind in der Hälfte der Institutsbibliotheken Computer-Hiwis tätig.

Die Frage danach, ob die Universität in dieser Hinsicht mehr machen könne, fällt eindeutig aus: 11 antworteten hier mit "ja" und lediglich drei mit "nein". Dies wirft ein klares Licht auf die Tatsache, dass die Unterstützung bisher mangelhaft ist, oft selbst organisiert werden muß und die Universität hier noch am Anfang steht, eine leistungsfähige Infrastruktur zur Pflege ihrer Rechner einzurichten. Die Zeit, die damit vergeudet wird, Unterstützung zu organisieren bzw. sich selbst kundig zu machen, könnte durchaus für sinnvollere Tätigkeit im Rahmen der eigenen Aufgaben genutzt werden. Zu denken wäre hier beispielsweise an eine Serviceabteilung innerhalb der ZV, der Computerfachmenschen ebenso wie Leute aus der Praxis angehören, die Software installieren, anpassen und ggf. warten. Hier könnte angemessen Erfahrung gesammelt und dem technischen Fortschritt angemessene Anpassungen vorgenommen werden. Eine Institutsstelle der UB auf Universitätsebene, wenn man so will.

Regulierung der Benutzung
Neugierig war ich auf die Regeln, welche die Nutzung der Geräte regulieren. Bei den Online-Geräten in der UB bestand und besteht ja ein erheblicher Bedarf an Regulierung. Drei Bibliotheken gaben keine Antwort auf die Frage, acht haben keine Regeln und lediglich drei gaben an, dass bei ihnen Regeln bestehen. In einer Fakultätsbibliothek wird die Nutzungsdauer auf maximal 1 Stunde pro Tag bzw. 2 Stunden pro Woche beschränkt, E-Mail-Verkehr ist nicht erlaubt, allgemeine Hinweise auf das Straf- und Jugendschutzgesetz ist angebracht und die Benutzung ist nur bis 15 min vor Schließung der Bibliothek möglich. In einer Institutsbibliothek ist die WWW-Nutzung eigentlich gar nicht erwünscht (mit Hinweis auf die Bibliotheksordnung), die Kollegin merkt aber an, es sei "technisch nicht zu verhindern". In einer anderen Institutsbibliothek bestehen zwar keine Regeln, die Kollegin merkt aber an: "... die machen da E-Mails und alles, das gehörte schon mal geregelt.".
Alles in allem ist die Lage relativ entspannt, da Regeln meist erst dann eingeführt werden, wenn es zu Konflikten kommt. Das Themen E-Mail-Nutzung und Chat brennen offensichtlich nicht auf den Nägeln. Da die Zahl der Geräte noch ansteigen wird, ist nicht zu erwarten, dass es noch zu Konflikten kommen wird. Sollte man ganz auf Regeln verzichten? - Ich finde, man sollte hier wie mit Benutzungsordnungen verfahren: Es ist gut, schon etwas in der Hinterhand zu haben, wenn es zu Konflikten kommt, so dass man sich schon auf etwas berufen kann, ohne es sich im Moment aus den Fingern saugen zu müssen; andererseits muß man die Regeln nicht im Vordergrund anwenden, solange sich die Benutzung im Grunde selbst reguliert. Dennoch bleibt manchmal ein ungewisses Gefühl, eine Kollegin schreibt: "... es ist kaum kontrollierbar, ob nicht doch gemailt wird und die wenigen WWW-Geräte dadurch blockiert werden". Und eine andere betont, dass das "Heranholen von nichtwissenschaftlichen Themen" insbesondere pikanter Natur sehr beliebt sei. In ihrem Gerät sei mittlerweile eine "Sperre" eingestellt worden, die die Nutzung von WWW-Seiten mit harten Pornos verhindere. - Zwar wird manches als fragwürdig angesehen, wird Kontrolle und Regelung angedacht, aber noch nicht konflikthaft durchgeführt, unter einem ähnlich großen Druck wie die öffentlichen Bibliotheken, bestimmte Seiten mittels Filtering von der Benutzung auszuschließen, stehen die wissenschaftlichen Bibliotheken aber offensichtlich nicht.

Offene Fragen
Manches wäre noch zu fragen gewesen: Beispielsweise, wie die Online-PCs jeweils gesichert sind: Gegen Klau beispielsweise oder gegen Veränderungen der Konfiguration. Wie die Erfahrungen mit Viren sind. Ob Geräte nicht schon als Schreibautomaten mißbraucht wurden. Ob oder ob keine Drucker (und aus welchen Gründen) angeboten werden. Ob schon jemand Erfahrung mit dem Betriebssystem Linux gemacht hat. Und ein Problemkreis, der bei den Fragen ebenfalls gänzlich außen vor blieb und den eine Kollegin erwähnte: Dass die Möblierung allzuoft improvisiert wird, also allenfalls zweckmäßig ist, aber weder modern noch schön. Sie wünschte sich dezentrale, lauschige Plätze für ungestörte Recherchen. Doch das bleibt leider Wunsch, den Komfort bei der Online-Recherche können sich an der Uni - wenn überhaupt! - nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz leisten.

Schluß
Was bleibt zu sagen nach alledem, was bereits angesprochen wurde? Wünschenswert wären jedenfalls Hilfestellungen von der UB in Form von Hinweisen zur Beschaffung und Konfiguration, von Materialien zur Einführung und Beratung, die nach Bedarf auch angepaßt werden können und am Gerät ausgelegt werden können. - Ob freilich in der ZV eine Servicestelle für die Unterstützung in puncto Konfiguration und Pflege - wie oben schon angesprochen - eingerichtet wird, ist äußerst fraglich. Dabei wäre es sehr wünschenswert, wenn neben der Einrichtung von spektakulären Medienlaboren auch unspektakulär die Ausstattung der Geräte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie der öffentlichen PCs für die Studierende optimal eingerichtet und gepflegt würden!

 


© Jürgen Plieninger, 18.05.2001