Zugleich mit der Verbreitung der Idee der Notwendigkeit eines besonderen Ansatzes für Bibliotheken mit nur einer Fachkraft entstehen auch besondere Gesprächsrunden oder -kreise, um die One-Person Librarians (OPLs) beim fachlichen Austausch oder beim Arbeiten im Netzwerk zu unterstützen. Zuerst entstand ab 1995 in Berlin im Deutschen Bibliotheksinstitut ein Kreis, ein "round table" für sogenannte "Multiplikatoren" aus One-Person Libraries (OPLs), der von Frau Morgenstern vom Beratungsdienst Wissenschaftliche Spezialbibliotheken initiiert und organisiert wurde. Da an diesem zentralen Gesprächskreis vor allem Kolleginnen und Kollegen aus dem norddeutschen Raum beteiligt waren, entstanden dann zuerst auch in Norddeutschland regionale Gesprächskreise für OPLs, verstärkt, nachdem der VdDB 1997 eine eigene OPL-Kommission gründete und stark in die Seminararbeit für OPLs einstieg. Es waren mehrere Sommerkurse des VdDB diesem Themenbereich gewidmet und viele andere Kurse wurden bundesweit oder in Landesverbänden durchgeführt. Da bei solchen Kursen auch erfahrbar wird, daß der fachliche Austausch über die Praxis einem ebenso etwas bringt wie die persönlichen Kontakte, ist es nicht verwunderlich, daß in letzter Zeit die Anzahl gewachsen ist. Trotzdem sind in Süddeutschland OPL-Gesprächskreise immer noch selten, lediglich im Bodenseeraum besteht schon länger ein solcher. Unlängst ist auch für den "Großraum" Stuttgart
(immerhin, ein Kollege aus Mainz macht mit und eine Kollegin aus Mannheim
hat sich angekündigt) im Rahmen von VdDB und AKI ein
OPL-Gesprächskreis entstanden. An den bisherigen Sitzungen nahmen
jeweils neun Kolleginnen und Kollegen teil, die Verteilerliste umfaßt
bereits 14 Namen. Vertreten sind unterschiedliche Bibliothekstypen: Instituts-,
Fakultäts- und Klinikbibliotheken ebenso wie Bibliotheken von Stiftungen
und Bibelwerken, von Behördenbibliotheken und von Firmenbibliotheken.
Gerade letztere erleben in ihrem Alltag die "klassische"
OPL-Problematik, daß sie sowohl für Bibliothek als auch für
andere Aufgaben wie Archiv, Öffentlichkeitsarbeit, Wissensmanagement
etc. zuständig sind. Eine Kollegin aus diesem Bereich arbeitet vor allem
mit digitalen Medien, Bücher sind Nebensache.
Erstaunlich umso mehr, daß trotz der verschiedenen Sparten sich die
Arbeitsinhalte und -bedingungen doch immer wieder gleichen: Daß man
sich gegenüber Vorgesetzten, die sich selbst als ausreichend kompetent
für die Bibliotheksangelegenheiten fühlen und es doch nicht sind,
entsprechend als Fachkraft verkaufen und durchsetzen muß, daß
man zuwenig Zeit für zuviel Arbeit hat, daß man zuwenig
Ausstattung, Mitarbeiter/innen, Fortbildung, Bezahlung etc. hat, aber dennoch
Spaß am Job, den man verrichtet. Neben der gegenseitigen Information macht sich bereits auch Hilfe untereinander bemerkbar, wenn man über rechtliche Grundlagen, Einführungspapiere oder Recherchemöglichkeiten spricht und manches schon über die Sitzung hinaus zu weiteren Kontakten führt. Da manche Fachgebiete mehrfach vertreten sind, betrifft diese Hilfe bzw. Austauschmöglichkeit nicht nur den bibliothekarischen Bereich, sondern auch die Fachinformation. Was das Thema OPL so spannend macht, ist neben dem Managementansatz vor allem dieser auf die Praxis bezogene Austausch. Ich weiß nicht, ob es Ihnen auf der Fachhochschule nicht genauso ging, daß "Bibliotheksverwaltung" eines der trockensten und langweiligsten Fächer war (wenn Sie sich an das Feeling nicht mehr erinnern, schlagen Sie doch einmal wieder den "Hacker" auf...). Mit dem OPL-Ansatz wird die Praxis interessant und mit der Möglichkeit des Austausches noch mehr. |