Jürgen Plieninger

Bibliothekarische Zeitschriften im Netz

erschienen in: Tübinger Bibliotheksinformationen (TBI), 20.1998, H. 2, S. 29-30.


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Immer mehr bibliothekarische Zeitschriften sind im Volltext oder in einer Auswahl von Artikeln online über das WWW zugänglich, von vielen sind zumindest das Inhaltsverzeichnis und Abstracts online publiziert. Damit ist die Möglichkeit, sich am Arbeitsplatz fachlich auf dem Laufenden zu halten und fortzubilden, besser und vielfältiger als je zuvor! Erschlossen wird die Fachliteratur durch die Übersichts-Liste "Elektronische Zeitschriften zum Bibliothekswesen" des Deutschen Bibliotheksinstituts Berlin (DBI), von der hier einige deutsch-sprachige Titel vorgestellt werden (alle im Artikel genannten Zeitschriften sind über das DBI-Verzeichnis zu erreichen).

Nennen wir zuerst die Mitteilungsblätter der Uni- und Landesbibliotheken, sozusagen die Geschwister von TBI. Hier ist der Südwesten eindeutig vorneweg, indem Tübingen, Heidelberg, Freiburg und Konstanz schon länger ihre Mitteilungsblätter im Netz anbieten. Aber allmählich ziehen andere nach, so z.B. Marburg, Hamburg, Dresden. Wenn man die Titel vergleicht, fallen einem gleich eine ganze Reihe von Unterschieden ins Auge. Zuerst das Format: Das Freiburger "Expressum" erscheint wie TBI vollständig im HTML-Format, ist also mit einem WWW-Browser zu lesen, während das Konstanzer "Bibliothek Aktuell" bisher ebenfalls dieses Format hatte, seit der neuesten Nummer aber in pdf ( = Portable Document Format) erscheint. Das bedeutet, daß man die Hefte erstmal herunterlädt, um sie dann mit einem AdobeReader lesen zu können. Heidelbergs "Theke" oder der SLUB-"Kurier" aus Dresden erscheinen nur in diesem Format. Aber auch die inhaltliche Ausrichtung ist sehr differenziert: "Expressum" bringt vor allem Berichte aus der UB, aus dem Bibliothekssystem und veröffentlicht sogar die Protokolle der Fachreferentendienstbesprechungen, "Bibliothek Aktuell" hat neben Berichten auch Übersichtsartikel, wohingegen die "Theke" schwerpunktmäßig nur Übersichtsartikel hat, was bei einem Heft pro Jahr kein Wunder ist. Jedenfalls ist es sehr interessant, mal über den Zaun zu schauen...

Über den Zaun schauen, jetzt einmal berufsspezifisch gesehen, kann man auch bei den "Nachrichten für Dokumentation", die neuerdings nur noch unter dem Akronym "nfd" erscheinen, deren Artikel teils als Abstract enthalten sind, teils im Volltext gelesen werden können. Mich beeindruckt, daß hier neben dokumentarischen Artikeln ganz selbstverständlich auch solche zum Bibliothekswesen stehen, beispielsweise in Heft 6, 1997 der Bericht "Der deutsche Arbeitsmarkt für Bibliothekare" von Wolfgang G. Stock, eine Interpretation der "Deutschen Bibliotheksstatistik", oder die Berichte über digitale Bibliotheken im neuesten Heft.

Ganz neu erscheint eine bibliothekarische Zeitschrift, die sowohl auf Papier als auch online im Netz zu lesen ist: "BIT-Online : Zeitschrift für Bibliothek, Information und Technologie". Sie ist sehr professionell gestaltet, die Themen reichen vom Internet über Datenbanken bis hin zum Bibliotheksbau und zur Bibliothekstechnik. Letztere scheint der Schwerpunkt der Zeitschrift zu sein, die voll mit der entsprechenden Werbung ist. Auch in dieser Hinsicht wird sie eine ernstzunehmende Konkurrenz für bereits eingeführte Titel sein.

Diese, wie z.B. BuB oder ZfBB, veröffentlichen im Netz oft nur Inhaltsverzeichnisse und Abstracts. Dies ist verständlich, da sie kein so großes Anzeigenvolumen besitzen und die Redaktionen und Verlage für ihre Arbeit bezahlt werden müssen. Immerhin, BuB gibt auch Kurznachrichten und Stellenanzeigen preis. Der "Bibliotheksdienst" wiederum publiziert die meisten Artikel elektronisch, verzichtet aber auf die Kleinmeldungen und Inserate... (Neuerdings ist nur der aktuelle Jahrgang im WWW zu lesen, Artikel zurückliegender Jahrgänge müssen per E-Mail angefordert werden, eine eindeutige Verschlechterung der Nutzung!) Im Bibliotheksdienst ist z.B. die größere Debatte zum Berufsbild des "Fachreferenten" online veröffentlicht, aber auch viele Texte zur One Person Library, es ist also für jede und jeden etwas dabei.

Vielleicht zum Schluß noch einen Blick über die Grenze nach Österreich: Die Kollegen dort publizieren schon längst ihre "Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen & Bibliothekare" im WWW (Das oben genannte Zeitschriftenverzeichnis trennt deutsche von ausländischen Zeitschriften. Sie finden daher den österreichischen Titel unter der zweiten Rubrik!). Alle Artikel sind im Volltext zu lesen und, was noch besser ist, es existiert eine Unterzeitschrift davon, die "Online-Mitteilungen", die Nachrichten, Informationen, Übersichten über die EDV-, Netz- und Datenbankenentwicklung bingen. Sehr interessant zu lesen, außerdem gibts immer einen humorvollen Text als Schmankerl, so wie Sie dies von TBI her auch kennen.

Soviel in aller Kürze und in Auswahl zu den deutschsprachigen Titeln. Im nächsten Heft finden Sie eine Fortsetzung mit einer Besprechung von ausländischen Zeitschriften.

 

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© Jürgen Plieninger, 25.08.1999