Definition:
Erwerbung wird oft auch als Bestandsaufbau bezeichnet. Bei der
Erwerbung ist zu pruefen, ob die Einarbeitung eines Buch im
Hinblick auf die Aufgaben, die fachlichen Schwerpunkte und die
verschiedenen Benutzergruppen der Bibliothek sinnvoll und im
Hinblick auf die verfuegbaren Geldmittel vertretbar ist.
[abgeaenderte Definition von Hacker, S. 140 Mitte] Eine Rolle
spielt bei der Erwerbung auch der Buchmarkt, das Profil des
Bestandes sowie die bereits eingearbeiteten Buecher mit
aehnlichem Inhalt.
Wichtige Gesichtspunkte:
Aufgaben: wissenschaftliche/oeffentliche Bibliotheken, Lehr- /Forschungsbibliothek, Universal-/Spezialbibliothek etc.
fachliche Schwerpunkte: Die verschiedenen Gebiete der Fachrichtung sowie auch angrenzende Gebiete sollten angemessen beruecksichtigt werden. Schwerpunktbildung analog den Schwerpunkten der Institution. Dennoch sollten aber Gebiete, die zur Zeit nicht bearbeitet werden, nicht ganz vernachlaessigt werden. (Bsp.: Aktuell keine Lehrauftraege im Bereich xy, es ist aber wahrscheinlich/moeglich, dass mal wieder ein Lehrauftrag kommt: Dann sollte man sehen, dass in diesem Bereich zumindest die Standardwerke gekauft werden).
verschiedene Benutzergruppen: Jede Bibliothek hat unterschiedliche Benutzergruppen, deren Interessen jeweils angemessen bzw. im Verhaeltnis beruecksichtigt werden sollte. Z.B. haben Professoren mit Forschungsinteressen andere Beschaffungswuensche als Professoren mit Schwerpunkt Lehre, haben Studierende andere Literaturbeduerfnisse (z.B. Einfuehrungen ins Fach, in Teilgebiete) als Professoren (hochspezialisierte Monographien und Referenzliteratur). Erwartbare hochgradige Benutzerbeduerfnisse sollten zur Anschaffung von Mehrfachexemplaren fuehren.
verfuegbare Geldmittel: jeder Etat ist begrenzt, man hantiert also stets mit knappen Mitteln. Das sollte nicht dazu fuehren, dass bestimmte Gebiete (Referenzwerke, Einfuehrungen, Woerterbuecher, Buecher mit „Querschnittcharakter“) vernachlaessigt werden.
Markt: Vor allem sind die Neuerscheinungen des Buchmarktes relevant und muessen irgendwie gesichtet werden.
Bestandsprofil: Um allzu spontane, teure, beliebige Erwerbungen zu vermeiden, sollte so etwas wie ein „Bestands- oder Erwerbungsprofil“ entweder ausformuliert oder zumindest im Hinterkopf existieren. Damit vermeidet man Fehlausgaben, ebenso hat man auch fuer die Aussonderung dann schon entsprechende Kriterien....
Buecher mit aehnlichem Inhalt: Wenn bereits mehrere aktuelle Einfuehrungen ins Fach erworben wurden, kann auf die x-te Version auch verzichtet werden.
Rolle der Bibliothekarin/des Bibliothekars: Wahrscheinlich werden Sie keine institutionalisierte Mitsprache bei Erwerbungen haben. Aber je laenger man an einem Arbeitsplatz ist desto mehr „heimliche“ Mitspracherechte hat man, z.B. durch gezielte Weitergabe von Prospekten, Titelkartenservice, Hinweise beim Direktor etc. Man sollte diese heimliche Rolle auch wahrnehmen, ist man doch naeher an manchen Benutzergruppen dran als jene, die ueber den Buchkauf entscheiden.
Es gibt verschiedene Entscheidungstypen:
Diese Typen koennen auch kombiniert werden. Beispielsweise wird in meiner Bibliothek der Etat aufgeteilt: Zuerst kommt ein Batzen fuer "Fixe Kosten", sprich: Abonnements, weg (ca. 50 % des Etats), dann wird der Rest fuer die Monographien aufgeteilt auf die drei Abteilungen und die Bibliothekskommission. Die drei Abteilungen entscheiden autonom ueber die Verwendung ihrer Mittel: Abteilung 1 umfasst zwei Professoren, die Kaufsitzungen machen. Abteilung 2 ist ein Professor, der aber seine Mitarbeiter/innen an der Entscheidung beteiligt. Abteilung 3 sind drei Professoren, die sich die Mittel gleichmaessig aufteilen und allein entscheiden. Und die Bibliothekskommission ist fuer die sogenannte "Querschnittliteratur" zustaendig, hier sitzen neben dem Vorsitzenden drei Vertreter/innen der drei Abteilungen, ein studentischer Vertreter, eine Frauenvertreterin und der Fachreferent der UB. Alle entscheiden einmuetig ueber die Vorschlaege, die Buecher betreffen, die sich nicht den Beschaffungsschwerpunkten unterordnen lassen, die durch die drei Abteilungen abgedeckt sind, also z.B. uebergreifende Werke oder Referenzliteratur. – Sie haben also hier in einem Institut so ziemlich alle Entscheidungsarten vereint, die man sich denken kann. Ach ja: Kooperation: Der Lateinamerikaprofessor braucht eigentlich mehr Buecher, als er sich leisten kann. Er spricht sich mit der UB, mit den Instituten in Mainz, Heidelberg und Nuernberg, die ebenfalls eine Lateinamerika-Professur haben, ab, so dass in Spezialgebieten zumindest in einer Bibliothek alles vorhanden ist.
Auf welcher Grundlage wird entschieden?
Manchmal ist man erstaunt, auf welch’ geringer Grundlage entschieden wird. Aber da ist auch viel Wissen und Erfahrung mit dabei, eine Erwaegung besteht meist aus einem Querschnitt aus Fachgebiet, Verlag, Ruf des Autors, Thema und anderem. Von daher sind alle zunaechst einmal einfach hinter den bibliographischen Angaben her. Verlagsankuendigungen werden meiner Erfahrung nach kritisch beurteilt und keineswegs als wahre Aussage genommen. Lieber wartet man dann auf die mittelfristig erscheinenden Rezensionen und entscheidet dann noch mal.
An und fuer sich sind auch Ansichtsbuecher keine schlechte Sache und jene, die sie einmal in Anspruch genommen haben, moechten sie nicht missen. Allerdings habe ich dabei stets eine "Verrohung der Sitten" beobachten koennen: Man nimmt die Ansichtsbuecher mit, liest sie, kopiert sie – und kauft sie zum Schluss nicht. Und die Buchhaendlerin kann dann wieder huepfen wie Rumpelstilzchen, ungelogen. Die Buchhaendlerinnen draengen auf Ansichten, haben aber im Grunde nur Aufwand und AErger damit, aehnlich wie wir selbst. Deshalb sollte man Ansichten auf Einzelfaelle beschraenken.
Man kann durch Kauf, Geschenke oder Tausch neue Bestaende für die Bibliothek erwerben.
Der Normalfall ist der KAUF. Kauf bedeutet auch im Fall der Buchpreisbindung: Wahl eines oder mehrerer Lieferanten. Bei dieser Wahl sollten nicht Tradition oder Beziehungen als Auswahlkriterium im Vordergrund stehen, sondern Leistung(svergleich) und eventuell politische Gruende (z.B. Foerderung des lokalen/regionalen Buchhandels).
Kriterien beim Vergleich koennen sein:
Oft gestellte Fragen sind:
Wie finde ich neue Lieferanten?
Oft melden sich Haendler von selbst und stellen sich vor. Allerdings sollte
man Aussagen ueber das Leistungsniveau mit Vorsicht geniessen. Zu Probebestellungen ist dringend zu raten. Wenn Sie Kolleginnen und Kollegen
nach ihren Lieferanten fragen, bekommen Sie gleich Einschaetzungen über das
Leistungsniveau gratis mitgeliefert. Oft ist aber das Problem, dass man
spezialisierte Lieferanten braucht, z.B. fuer ein bestimmtes Land oder eine
bestimmte Region, mit der man noch nicht in Beruehrung gekommen ist. In
diesem Fall kann man auch in bibliothekarischen Mailinglisten fragen. Oder
man sucht im Internet. Oder man konsultiert eine Liste, welche die Kollegin
Hoeckmair fuer 20 DM + Porto vertreibt (Infos bei J. Plieninger).
Wie vergleiche ich unterschiedliche Leistungsprofile?
Der eine Lieferant liefert ohne Portoersatz, stellt aber die Rechnung in der
Originalwaehrung aus, der andere bietet auch einen Titelkartenservice und
Rueckgaberecht von einem Drittel des Bestellumfanges, der dritte gibt
Rabatte, aber nur auf bestimmte Verlage, der vierte auf alle gaengigen
Verlage Grossbritanniens und der Niederlande, moechte dafuer aber ein
bestimmtes Bestellvolumen sehen.
Bei der Beurteilung kommt es auf die Benutzerbeduerfnisse an: Ist
Schnelligkeit Trumpf, muss man meist einen weniger kostenguenstigen
Lieferanten nehmen. Jedenfalls sollte man, wenn moeglich, oefters einmal
wechseln und die Konditionen vergleichen. Am besten ist es, wenn zwei
Exemplare eines Buches bestellt werden, dann kann man das eine hier und das
andere dort bestellen und so direkt vergleichen.
Wie bestelle ich "graue Literatur"?
Wenn moeglich direkt! Der oertlich Buchhandel schlaegt hier oft erkleckliche
Bearbeitungsgebuehren drauf, das koennen Sie sich in Zeiten des Internets,
wo die meisten Institutionen mit ihren Publikationsabteilungen leicht zu
recherchieren sind, sparen.
Warum bestellt man nicht gleich über Online-Buchhändler?
Oft kommen Leute aus dem Institut/der Organisation, für die man arbeitet und
verlangen, dass man bei Amazon, Bol oder anderen bestellt, mit denen man
gute Erfahrungen gemacht hat. Das bezieht sich aber meist nur auf
Massenliteratur, bei wissenschaftlichen Werken duerften nur Lehrbuecher oder
Standardliteratur am Lager sein, der Rest wird genauso wie vom
Zwischenhaendler direkt beim Verlag bestellt, dauert also genauso lange. Da
fragt es sich dann, ob man die Servicevorteile von anderen Firmen dafuer
aufgeben will. Oft ist beim Online-Haendler naemlich Kreditkartenzahlung
gefragt und nicht Rechnungsstellung. Sollten Kreditkartenzahlungen
ueberhaupt moeglich sein (im Haushaltsrecht nur schwer durchzusetzen), nimmt
man dafuer Nachteile in Kauf, wie z.B. mangelnde Transparenz bei der
Abrechnung.
Wie gehe ich mit Zeitschriftenlieferanten um? Soll ich da zum Monopolisten
gehen oder ist es besser, direkt zu bestellen?
Die Monopolisierung ist leider Tatsache, man hat wenig Moeglichkeiten, zu
waehlen. Dennoch bringt der Service eines Zwischenhaendlers viel, man hat
doch erheblichen Aufwand, wenn man direkt bestellt. Insbesondere bei
amerikanischen Verlagen und Institutionen ist die Transparenz aeussert
mangelhaft und die Publikationspolitik eigenartig (die Lieferung z.B.
erfolgt nicht in ganzen Jahrgaengen, sondern ab dem Heft, an dem die Zahlung
gebucht wurde...), so dass Luecken kaum zu vermeiden und nur mit etlichem
Aufwand zu schliessen sind. Gut dagegen sind Haendler zu bewerten, die
bestimmte Regionen abdecken, wie z.B. Kubon & Sagner fuer Osteuropa.
Wie ist das mit Rabattierung, insbesondere dem Bibliotheksrabatt?
Rabatt gibt’s fuer deutsche wissenschaftliche Bibliotheken mit einem
Jahresetat ueber 30.000 DM von 5 % auf Monographien deutscher Verlage. Bei
Erzeugnissen aus GB und NL gibt es je nach Lieferant auch oft Rabatte bis zu
20 %.
Was gibt es sonst an Sparmöglichkeiten?
Ueberlegen Sie stets, ob Sie ein Buch als Hardcover oder als Paperback
brauchen. Nutzen Sie die Moeglichkeiten von Autorenrabatten, wenn jemand aus Ihrer Institution Autor/in ist.
GESCHENKE kann man leider nicht so steuern, wie man gerne moechte. Einem geschenkten Gaul sollte man durchaus in’s Maul schauen!! Zwar sind die Buecher kostenlos, verursachen aber Aufwand zur Einarbeitung und Platz. Und wenn sie nicht dem Erwerbungsprofil entsprechen, sollte man sich nicht darauf einlassen. Machen Sie sowieso keine Versprechungen, Buecher einzuarbeiten, sondern fragen Sie lieber gleich, ob Sie die Buecher im Fall der Nicht-Einarbeitung weiter an andere Buecher vermitteln duerfen. Weitere Ueberlegungen: http://homepages.uni-tuebingen.de/juergen.plieninger/011.htm
TAUSCH kommt fuer alle kleineren Bibliotheken so gut wie nicht in Frage, es sei denn, die Organisation/Institution gibt eine Reihe heraus und man kann deren Exemplare gegen entsprechende Reihen anderer Institutionen tauschen. Aber regelrechte Tauschbeziehungen gerade bei Monographien bezueglich der Dubletten sind selten. Eine Moeglichkeit ist noch die Dubletten-Mailingliste, in der man Angebote und Nachfragen posten bzw. zur Kenntnis nehmen kann: http://homepages.uni-tuebingen.de/juergen.plieninger/dubletten.htm
Wenn man sich denn entschieden hat, einen bestimmten Titel zu kaufen und bei welchem Lieferanten, dann geht es in den sogenannten "Geschaeftsgang", der aus Vorakzession, Bestellung, Ueberpruefung der Lieferung, Inventarisierung, Stempeln.
Ausstattung
Zuerst geht es um die Ausstattung des Buches: Wenn es in zwei
Varianten (Hardback/Paperback) auf den Markt erhaeltlich ist, hat man die Qual der
Wahl. Frueher einmal gab es Zeiten, da nahmen Bibliotheken immer fest
gebundene Buecher, gar keine Frage. Mittlerweile hat sich das gewandelt, aus Kostengruenden, viele Bibliotheken bestellen standardmaessig Paperback. Die Lieferanten bekommen das mitgeteilt und handeln danach.
Andererseits gibt es auch Entscheidungsmoeglichkeiten, ein Paperback
verstaerken zu lassen. Man kennt schon die Verlage, wo das noetig ist/waere.
Manche Buchbinder und die EKZ haben beispielsweise Angebote, den
Papiereinband zu kaschieren, den Ruecken zu verstaerken, innen ein
Gewebeband in den Falz zu kleben, damit er nicht so leicht ausbricht. Die
EKZ bietet sogar an, bei Buechern mit genuegend Bundsteg den Buchblock quer
zu naehen.
Vorakzession
ist sehr wichtig, denn nur so koennen Dubletten vermieden werden! Wenn man
gute oder nachgiebige Lieferanten hat, werden die zwar Buecher auch
zuruecknehmen, nur: bei bestimmten Verlagen, bei Zeitschriften oder grauer
Literatur geht das nicht. Man hat so weniger Geld, die dringend benoetigte
Literatur zu beschaffen, ausserdem steht ein Band zuviel da. Peinlich.
Deshalb muessen Dubletten so gut wie moeglich vermieden werden. (Manchmal
sind sie auch nicht zu vermeiden, wenn naemlich die bibliographischen
Angaben falsch, fehlerhaft oder missverstaendlich sind. Qualitaetssicherung
der bibliographischen Angaben ist angesagt!)
Am besten ist, wenn mehrere mehrfach nachsehen. Verlassen Sie sich nicht
darauf, wenn jemand kommt, ein Buch bestellen will und froehlich versichert,
es sei nicht vorhanden bzw. noch nicht bestellt! Also: Selbst checken ist
unerlaesslich, um Ueberraschungen aus dem Weg zu gehen! Lassen Sie sich auch nicht von ganz eiligen Bestellungen aus dem Konzept bringen, man dankt es Ihnen nicht, wenn dann das Buch doch schon da ist!
Was wird gecheckt: Der Bestand am alphabetischen Katalog, die
Bestellnachweise (am besten zweifach anhand der Bestellkartei und/oder mit
Bestellnachweisen im alphabetischen Katalog) und die noch nicht
eingearbeiteten Buecher. Recht gut ist es, wenn man Katalog und
Bestellkartei in einem hat, sei es als Zettelkatalog (wird immer seltener)
oder als EDV-Katalog. Wenn nicht, muss man halt mehrfach gucken, das
sowieso, denn es reicht nicht, nur unter dem Herausgeber nachzusehen,
mindestens ist der Titel noch angesagt. Bei der EDV bewaehrt sich immer auch die Suche nach der ISBN-Nummer, denn so koennen Titelaenderungen und
schlampige Schreibweisen von Autorennamen nicht ihr gefaehrliches Potential
ausspielen.
Bestellung
Die Bestellung per E-Mail ist mittlerweile Standard. Frueher waren
das Durchschreibesaetze, wo man einen Zettel der Buchhaendlerin schickte
und den anderen in die Bestellkartei ablegte. Heute tippt man das Ganze
nochmals, ein integriertes EDV-System von der Erwerbung ueber die
Katalogisierung bis hin zum OPAC waere schoen, die meisten haben es nicht. Tippt man halt mehrmals, was soll's? Bestellungen sollten nicht liegenbleiben, sondern schnell in die Bestellkartei, wegen des Checkens.
Man kann E-Mails mit Empfangsbestaetigung schicken, um sicher zu sein, dass nichts verlorengeht (Mailserver sind auch nur Menschen ;-)). Allerdings entspricht die Fehlrate von E-Mails in etwa jener bei Kommunikation per normaler Post.
Ueberpruefung der Sendung
Wenn Buchsendungen kommen, werden die Buecher der Rechnung zugeordnet, dann
die Zettel aus der Bestellkartei gezogen, mit Buch und Rechnung verglichen.
Sonderfall: Lieferscheine
Vor allem lokale Buchhandlungen liefern per
Lieferschein. Dann schreiben Sie die Inventarnummer darauf und eventuell ein Kuerzel fuer den betreffenden Besteller/die betreffende Haushaltsstelle. Die gesammelten Lieferscheine werden dann nochmals an die Buchhandlung gegeben, die dann eine Rechnung (mit Inventarnummer) erstellt.
Stempeln der Buecher
Die Buecher werden gestempelt:
Rechnungsbearbeitung
Seien Sie froh, wenn eine Verwaltungsstelle das fuer Sie erledigt! Trotzdem
sind Sie noch nicht fertig: Notieren Sie noch die Summen, um eine
Gegenpruefungsmoeglichkeit zu haben, wenn die Verwaltungsstelle ihre
Statistik praesentiert. Wenn Sie viele Positionen in dieser Statistik haben
(z.B. verschiedene Besteller oder verschiedene Toepfe), lohnt es sich, mit
den Lieferanten schon zuvor auszumachen, dass die Rechnungen schon geordnet
nach verschiedenen Bestellern/verschiedenen Haushaltstoepfen erstellt
werden. So muessen Sie nicht muehselig auseinanderfieseln, welche Position
jetzt in welche Spalte der Statistik einzutragen ist.
Wenn Sie selbst Hand anlegen muessen, dann sollten Sie irgend ein
Haushaltsprogramm (z.B. HIS-MBS) haben, das Ihnen die Anweisungen
kassengerecht ausdruckt (wie ist das eigentlich in Firmenbibliotheken oder
Bibliotheken von Forschungseinrichtungen: Haben Sie auch so schrecklich
umstaendliche Formulare?) oder zumindest sich die Statistik mit Excel o.ae.
erleichtern.
Buchbearbeitung
Ich stecke das einfach noch zum Geschaeftsgang hinzu, eigentlich kommt
dieser Schritt nach dem Systematisieren, das ja in den meisten Faellen die
Signatur des Buches ergibt. Die Problematik von Signaturschildchen ist, dass
a) die Tusche/der Toner nicht lichtecht sein koennen, b) das Schildchen
selbst, wenn es z.B. ein Selbstklebeschildchen ist, mit der Zeit die Tusche
aufloesen kann und nicht zuletzt c) die Folie moeglichst loesungsmittelfrei
sein, um ihrerseits die Schrift nicht anzugreifen.
Puristen wie die UB Tuebingen kleben daher Papieretiketten mit
Buchbinderleim, schreiben mit Tusche/drucken mit Toner und kleben nichts
drueber. Oder: Wer Etiketten von der EKZ kauft, um sie am Laserdrucker
auszudrucken (entsprechendes Zusatzprogramm zu Word gibt's bei der EKZ
kostenlos), der muss die teurere Folie der EKZ nehmen, um nicht doch noch
ein Fiasko zu erleben.
Mit der Folie ist es auch so eine Sache: klebt man einen Streifen ueber das
Signaturschildchen, so ist es die Frage, ob 5 cm links und rechts ausreichen
oder ob man sie um den Buchdeckel herumfuehren soll, um ganz sicher zu
gehen. Wenn man dann ein Paperback umsignieren will, gibt das eine ziemliche
Sauerei... Oder gleich ganz einbinden? Waere gut, nur wer hat das Geld und
die Zeit?
Weiter unten: Online-Ressourcen zur Erwerbung
Technische Buchbearbeitung
SIGNIEREN
Antiquaren treibt es regelmaessig Traenen in die Augen, wenn sie sehen, was in Bibliotheken so alles auf die Buecher
geklebt werden. Leider ist es so, dass viele
Bibliotheken sind die schonendste Methode vom Arbeitsaufwand her gar nicht leisten koennen, das ist naemlich das Aufkleben
eines Papieres mit der Signatur mittels
Buchbinderleim und fertig. Grosse Universalbibliotheken wie die UB Tuebingen oder die Wuerttembergische Landesbibliothek
koennen das noch machen, andere
nicht. Diese greifen meist zu Aufklebern, deren Kleber freilich Loesungsmittel enthalten, die den Untergrund - insbesondere
bei Ledereinbaenden, denken Sie an Ihren
Altbestand! - angreifen koennen. Aber in der Regel macht das weniger, als dass diese Loesungsmittel auch die
Traegersubstanz angreifen: Die Schildchen werden
mit der Zeit durchsichtig.
Aber das ist nur die eine Sache, die andere ist die Farbe: Signaturen, die mit Filzstiften und Tintenstrahldruckern
aufgebracht werden, sind nicht lichtecht und werden
mit der Zeit blass. Wenn Sie sich jetzt vorstellen, dass das Schildchen durchsichtig und die Schrift blass wird, dann ist
die Signatur in ein paar Jahren - auch je nach
Lichteinfall - unleserlich und muss ausgetauscht werden. Neben dem Arbeitsaufwand, der hierfuer anfaellt, ist zu beachten,
dass dabei oft der Einband beschaedigt
wird.
--> wenn man schon Klebeschildchen nimmt, sollte man wenigstens lichtechte Farbe nehmen, in Form eines Tuschestiftes
--> (z.B. Rotring Rapidograph in Verbindung mit
einer Schablone) oder einen Laserdrucker.
--> verschiedene Firmen bieten Zusatzprogramme fuer Word, welche den Ausdruck der Signaturen erleichtern. Man sollte jedoch ein wenig sammeln, weil man den
Bogen lediglich ca. 3mal durch den Drucker ziehen kann.
FOLIEREN
Meist macht man dann noch eine Folie ueber das Signaturschildchen, zum Schutz gegen Abrieb und dass man es nicht so leicht
entfernen kann. Letzteres freilich
wirkt sich wieder negativ aus, wenn man doch die Signatur aendern muss (falsch systematisiert, Anhaengen von Zeichen fuer
Mehrfachexemplare) und dann die Folie
abloesen will.
Die Qualitaet der Folie ist durchaus von Belang, weniger gute Folie loest sich bei einigen Einbandarten nach einiger Zeit
von selbst ab und greift selbst eine Schrift an,
die mit dem Laserdrucker hergestellt ist.
Die Frage ist auch, ob man das Buch ganz einbindet (Kostenfrage, Zeitfrage) oder ob man nur einen Streifen ueber die
Signatur zieht. Und dann besteht noch die
Frage, wie breit dieser Streifen sein soll: Soll er beidseits nur 5-10 cm auf die beiden Buchdeckel auslaufen (Problem bei
gebundenen Buechern: der Falz zwischen
Buchdeckel und Buchruecken stresst die Folienstreifen, sie brechen irgendwann, wenn sie nicht gut hineingedrueckt sind)
oder gar um die Buchkante bis auf die
Innenseite des Buchdeckels laufen (Empfehlung der UB Tuebingen).
Je laenger der Streifen ist, desto hoeher die Gefahr, bei einer Abloesung den Einband zu beschaedigen. Tipp: Mit Foehn die
Folie erhitzen, bis sie sich von selbst
abloest.
Die UB Tuebingen empfiehlt als Idealmassnahme die Aufbringung eines normalen Papiers mit Buchbinderleim, eventuell
kaschiert mit einer Folie, die aber nur so gross
wie das Schildchen selbst ist.
Ein Buch ganz in Folie einzuschlagen - das empfiehlt sich meiner Meinung nach meist nur fuer Lehrbuecher oder sonstige, vom
Einband her gefaehrdete Werke.
BUCHBINDER
Da der Buchbinder teuer ist, sollte man nur Werke zum Binden geben, die weiterhin in Gebrauch und bindefaehig (genuegend
Steg, um das Buch neu zu binden)
sind. Es geht darum, Buchbinderkosten zu vermeiden. Sollte das Buch noch lieferbar sein, ist zu erwaegen, es neu zu
kaufen, das ist oft billiger und das Buch ist
schneller wieder am Standort. Bei Lehrbuechern kann es auch sinnvoll sein, eine fest gebundene Ausgabe statt der
Paperback-Ausgabe zu kaufen.
Weiteres zum Buchbinderthema bei der Zeitschriftenbearbeitung.
BUCHERHALTUNG Praevention ist das beste Mittel fuer Bucherhaltung: Wenn wichtige Pflichttexte in Massenseminaren von den Studierenden jeweils am Regal gesucht, zum Kopierer gebracht und dann ueber den Kopierer gezogen werden, dann haben Sie nicht nur viel Bewegung in der Bilbiothek, sondern auch einen staendig steigenden Bestand an Loseblattsammlungen ;-). Nein, einmal ernsthaft: Wenn man von vornherein weiss, das ein bestimmter Aufsatz in einem Sammelwerk in einem Grundstudiumsseminar Pflichtlektuere ist, das viermal parallel mit 35 Teilnehmern/Teilnehmerinnen stattfindet, dann sollte man auch wissen, dass das mindestens 100 Kopiervorgaenge sind. Und wenn das ein labiles Buch ist, wie man sie leider aus Kostengruenden gerne kauft (Paperback) und wie sie aus Kostengruenden auch von manchen Verlagen gerne ausgeliefert werden (jede/r kennt da seine Beispiele von Buechern, die beim ersten Mal Kopieren schon auseinander fallen), dann haelt das nicht lange. Was waeren nun Mittel der Praevention? Z.B. ein Ordner- oder Readersystem in der Bibliothek, in dem die Pflichttexte als Kopiervorlage oder als Zusammenstellung von Kopien fuer die Studierenden bereitgehalten werden (fuer Tuebinger folgende Literaturangabe: Ordner- und Readersystem : Mittel zur Schonung des Buchbestands. - in: Tuebinger Bibliotheksinformationen (TBI), 18.1996, H. 2, S. 49f.). Ansonsten kann man nur reagieren: Lose Blätter schell einkleben, bevor sie verloren gehen (Pinsel und Buchbinderleim bereit halten, alles andere stresst das Buch noch mehr), das Buch bei Schaeden am Buchblock und insbesondere -ruecken herausziehen und fuer den Buchbinder bereit legen.
BUCHPFLEGE
Macht man das ueberhaupt noch? Ich habe da ein ganz schlechtes Gewissen, denn in meiner Bibliothek findet noch nicht einmal
eine Saeuberung der Buecher vom
Staub stattt. Die Buecher, die oft gebraucht werden, saeubern sich von selbst, die anderen machen sofort durch Staubwolken
auf ihre mangelnde Benutzung und
damit auf ihren Status als veraltete Kamellen aufmerksam, wenn man sie aus dem Regal zieht. Das Putzpersonal hat schon
laengst keine Zeit mehr, die Buecher von
Staub zu entfernen. Bei Rueckaktionen und bei der Revision nehmen wir Staubtuecher nach oben, um allzu auffallende Stellen
zu befreien...
Zur Buchpflege gehoert es auch, auf Anstreichungen zu achten. Wenn uns so etwas auffaellt, wird das notiert und die
Bibliotheksaufsichten radieren das in jener
Zeit, in der nicht viel Betrieb ist.
Weiter gehoert das Thema Altbestaende zum Thema: Ledereinbaende benoetigen ab und zu Pflege mit Balsam. Kontaktieren Sie
die entsprechende Stelle Ihrer
Unibibliothek oder - was fast noch besser ist - geben Sie Altbestaende an die UB ab. Dort wird meist besser fuer ihren
Fortbestand gesorgt.
Zeitschriftenbearbeitung
Zu den Lieferanten in diesem Bereich: Es ist
teurer, ueber eine Agentur oder eine Buchhandlung zu bestellen,
allerdings lohnt es sich, wenn man Aerger vermeiden will. Insbesondere
die anglosaechsische Welt glaubt an Kreditkarten, womit wir schon
einmal ausgeschlossen sind: 1. duerfen wir aus haushaltsrechtlichen
Gründen keine besitzen, 2. sind solche Transaktionen sehr unsicher und
3. haben die Amis oft die Angewohnheit, ab dem Zeitpunkt zu liefern,
an dem die Zahlung eintrifft, willkuerlich, mitten im Jahrgang. Das
fuehrt zu Verzweiflungsanfaellen und zu hektischen Nachbestellaktionen
fehlender Hefte!
Viele Zeitschriften sind fuer Institutionen nochmal teurer als fuer
Individuen. Manche Mitarbeiter/innen unserer Traegerorganisationen
lassen sich deshalb dazu verfuehren, privat zu bestellen. Auch das
lohnt sich nicht, denn 1. hat man weniger Moeglichkeiten der
Kontrolle, es entstehen mehr Luecken, und 2. werden die
Zeitschriftenverlage irgendwann einmal darauf kommen, die
Online-Kataloge zu checken, wo Zeitschriften im Bestand sind, die
nicht per Institution abonniert sind.
eJournals sind sehr angenehm, wenn sie als add-on geliefert werden,
also kostenlos zum Abo dazu. Meist aber kosten sie ein Drittel bis die
Haelfte mehr. Man sollte nicht leichtfertig auf die Druckfassung
verzichten, ist sie es doch, die archivierbar und daher laengerfristig
greifbar ist. Bei eJournals ist die Archivierbarkeit zumindest
fraglich (vgl. den Beitrag in den Tuebinger Bibliotheksinformationen
unter:
http://www.uni-tuebingen.de/ub/elib/tbi/2002-1/tbi2002_1.htm#egidy).
Hat man Zeitschriften abonniert, dann kommen nach und nach die
einzelnen Hefte. Man sollte dokumentieren, welche Hefte wann gekommen
sind, am besten auf einer Kardex. Eine solche Kartei ist die beste und
transparenteste Nachweisform für Zeitschriftenlieferungen,
unverzichtbar fuer die Zeitschriftenverwaltung und die
Benutzerauskuenfte. Man vermerkt im Kopf Titel und Signatur der
Zeitschrift, Erscheinungsfolge, Lieferant(enadresse),
Transaktionsnummer. Auf den einzelnen Zeilen werden die Jahrgänge
eingetragen, dann die einzelnen Hefte samt Lieferdatum. Dahinter
bleibt meist Platz für Mahn- und Buchbindervermerke sowie Eintragungen
von Sonderheften und Registern. Unter dem Jahrgang vermerkt man die
Inventarnummer, wenn der gebundene Jahrgangsband vom Buchbinder kommt,
kann man beim Stempeln nicht nur die Signatur, sondern auch gleich die
Inventarnummer dieses Bandes von der Karte ablesen.
Die Zeitschriftenhefte werden gestempelt und in die Auslage gebracht.
Diese sollte recht zentral gelegen und wohlgeordnet sein! Zu dieser
Ordnung gehoert Transparenz: Es sollte klar sein, in welcher
Reihenfolge die Hefte stehen (alphabetisch? systematisch? - ist beides
denkbar) und welches Heft wo seinen Platz hat. Das ist sehr wichtig,
denn wenn kein Hinweis auf die richtige Stelle ist, werden Hefte
achtlos hingelegt und das Chaos ist vorprogrammiert. Eine Kopie des
Titels und Anbringen am Platz ist meist das Mittel, um diese
Transparenz herzustellen. Sehr benutzerfreundlich finde ich es auch,
wenn von der Auslage der aktuellen Hefte auf die Standorte der
Jahrgangsbände verwiesen wird, so dass man keine Schleife ueber den
Zeitschriftenkatalog machen muss.
Rundlauf? Oh nein! hoffentlich haben Sie keinen! Dieses alte Privileg
von Instituts- und Spezialbibliotheken gehoert vollstaendig
abgeschafft, da es kein besseres Mittel gibt, die Zeitschriftenhefte
der Benutzung der Allgemeinheit zu entziehen! Wenn ja, dann sollten
Sie bei grossen Rundläufen 1-2 Stationen bei Ihnen vorsehen, damit Sie
kontrollieren können, ob die Sache vorwärts geht oder nicht. Es gibt
nichts schöneres, als mit dem Generalschlüssel in die Zimmer von Chefs
oder Mitarbeitern einzubrechen, die in Urlaub, auf Kur oder
Fortbildung sind, und dort in den Papiertürmen zu gruschteln, wo nun
das Zeitschriftenheft ist, das nun doch dringend gebraucht wird. An
der Uni Tuebingen gibt es Institute mit einem Umlauf, der ca. ein Jahr
dauert...
Wenn die Hefte eines Jahrganges vollstaendig sind, kann man sie noch
etwas liegen lassen und dann herunternehmen. Es ist zwar nicht ganz
benutzerfreundlich, wenn der Buchbindertermin noch nicht abzusehen
ist, die Baende in die Bibliotheksverwaltung zu tun, aber
zweckmaessig. Es scheint ein Gesetz im Bibliothekswesen zu sein, dass
je laenger Zeitschriftenjahrgaenge in einzelnen Heften in der
Bibliothek ausliegen, desto mehr Hefte denn auch wegkommen.
Zeitschriftenhefte nachzubestellen oder nachzukopieren ist etwas vom
Aetzendsten, was ich kenne. Es ist teuer, langwierig und nicht selten
kommen die lang fehlenden Hefte genau dann zurueck, wenn auch das
nachbestellte Heft kommt. Dann hat man zwei. Die Hefte werden fuer den
Buchbinder zusammengestellt, mit Registern/Indices versehen (meist im
ersten Heft des folgenden Jahrganges enthalten, daher diese immer
durchblättern!) und eventuell mit Einbanddecken versehen. Je nach
Buchbinder bereitet man dann noch vor, gibt eventuell vorhandene
Musterpappen hinzu, Gummi drumherum und fertig! Nein, nicht fertig,
man tippt noch einen Buchbinderauftrag mit den Titeln und Jahrgängen.
Buchbinder, ist das fuer Sie ein Thema? Spaetestens wenn Ihrer zumacht
und man Ersatz sucht. Am besten fragt man in diesem Fall andere
Bibliotheken, welche Buchbinder sie haben und welche Erfahrung sie mit
ihnen gemacht haben. Denn es kommt beim Buchbinder nicht nur auf den
Preis pro Band an, sondern auch auf den Umfang der Arbeiten
(Rueckenpraegung ja/nein?), die Qualitaet und die Schnelligkeit. Was
nuetzt der billige Buchbinder, der fuer 12 Euro pro Band bindet, sich
aber 12 Wochen und mehr Zeit laesst fuer die Ruecklieferung? Die
Baende sind dann der Nutzung entzogen!
Wenn die Baende wieder geliefert werden, werden sie
mit dem Buchbinderauftrag abgeglichen, gestempelt, auf der Karte
nachgetragen, die Signatur und eventuell auch das Rueckenschildchen
erstellt, der Zeitschriftenkatalog nachgetragen und die Baende in die
Bibliothek gestellt.
Bei uns wird in letzter Zeit aus Kostenersparnisgruenden ein Teil des
Bestandes nicht gebunden. Das sind erstens die eher broschuerenartigen
Zeitschriften, die weniger von wissenschaftlichem Interesse sind und
erfahrungsgemaess bei Aussonderungsaktionen als erste hinausfliegen
(z.B Blickpunkt des Deutschen Bundestages, Informationen zur Truppe
der Bundeswehr, Bulletin der OPEC). Diese werden bei uns in
Stehordnern gesammelt und es wird auch gleich versucht, ein
Verfallsdatum festzulegen. Dann ist klar, dass die Presseberichte der
Deutschen Bank nur fuenf Jahre vorgehalten werden und dann
"automatisch" ausgesondert werden, ohne dass ein neuer bzw. eigener
Entscheidungsprozess deswegen notwendig waere. Ebenso lassen wir
manchmal Zeitschriften nicht binden, deren Hefte sich in Format und
Verarbeitung Buechern annahern, fest gebunden sind und deswegen
einzeln signiert und gleich ins Regal gestellt werden. Die erste
Kategorie (Broschuerenartige) macht mittlerweile ca. ein Viertel des
Bestandes aus, die zweite kaum eine Handvoll Titel.
Einmal pro Jahr sollte eine Zeitschriftenrevision durchgefuehrt werden,
damit neu entstandene Luecken im Katalog dokumentiert werden koennen.
Man macht die Revision am besten anhand eines Zeitschriftenkataloges,
der sich auch sonst lohnt, wenn der Online-Katalog einmal ausfallen
sollte.
Vielleicht noch zu Online-Quellen in diesem Bereich: Buchbinder
koennte man auch ueber die gelben Seiten finden:
http://www.teleauskunft.de/
Software zur Zeitschriftenverwaltung gibt es natuerlich auch, vor
allem als Modul innerhalb der allgemeinen
Bibliotheksverwaltungssoftware, wenn es sich um ein integriertes
Softwarepaket handelt. Software findet man beispielsweise im
BIDirectory
http://home.t-online.de/home/pardoe/
oder bei der umfangreichen Sammlung des BAK Berlin:
http://bak-information.ub.tu-berlin.de/software/
Aussonderung
Die Idee der wissenschaftlichen Bibliothek als Speicher des Wissens hat ausgedient: selbst
ausgewachsene Universalbibliotheken sind heute gezwungen, einen
bestimmten Anteil ihres jaehrlichen Zuwachses auch wieder auszusondern
(in Baden-Wuerttemberg sind mittlerweile 10-15 % der jaehrlichen
Erwerbungen als Aussonderungsquote vorgeschrieben).
Die Zeit der Jaeger und Sammler ist vorbei, es ist vielmehr die Zeit
der Planer des Bestandsaufbaus, die das Bestandsprofil benutzergerecht
konfektionieren. Gerade bei Spezialbibliotheken haben da Altbestaende
keine Chance, man behält gerade einmal die "Klassiker" eines
bestimmten Gebietes.
So wie vor der Erwerbung die Ueberlegung steht, nach welchen Kriterien
man Bücher anschafft, so sollte man auch planvoll aussondern. Wie
macht man das? Falls Sie in Ihrer Praesenzbibliothek auch ausleihen und
ein Stellvertretersystem haben, ist das ganz einfach: Gehen Sie durch
die Regalreihen und nehmen Sie in Augenschein, wo keine Stellvertreter
stehen. Das sind die "toten" Bestandsteile, die nicht mehr intensiv
genutzt werden.
Wenn in Ihren Einrichtungen einzelne Personen bei einzelnen Bereichen
für die Anschaffung zustaendig sind, dann sollten Sie diese Personen
anhalten, auch auszusondern. Wenn es eine Bibliothekskommission gibt,
um so besser. Lieber ein bisschen sich durchsetzen muessen und eine
legale Entscheidung herbei fuehren, als eigenmaechtige Aktionen
durchzufuehren. Es muss legal bei der Sache zugehen!
Je weniger man anhand von Einzelfaelle entscheidet, je formaler die
Kriterien sind, die man anlegt, desto zeitsparender ist es. Man kann
die Bestaende, die man aufgrund formaler Kriterien zur Aussonderung
vorsieht, immer noch schnell nach Titeln durchgehen, die wichtig
bleiben ("Klassiker"), schlecht ist es aber, wenn man Buch fuer Buch
diskutiert. Stellen Sie also Kriterien auf wie: "Alle Doppelexemplare
vor 1980 werden ausgesondert" oder "Alle Monographien vor 1965 werden
ausgesondert". Falls letzteres schmerzt, kann man noch ein
Zusatzkriterium formulieren ""ausser in Kerngruppen des Faches".
Gut, dann haben Sie entschieden, worauf der ganze formale Kram kommt,
den man schwerlich umgehen kann: das Abschreiben. So, wie die
beschafften Dinge inventarisiert werden muessen, sollen die
ausgesonderten Dinge abgeschrieben werden: Karte aus Standortkatalog
ziehen - Abschreibenummer vergeben - Abschreibestempel ins Buch und
Löschen des Eigentumsstempels, Abschreibenummer, Datum, Handzeichen -
im Inventarbuch die Inventarisierung durchstreichen, Abschreibenummer,
Datum, Handzeichen - Standortkatalogkarten zu einem Abschreibekatalog
(chronologisch nach Jahren, innerhalb der Jahre numerisch nach
Abschreibenummer geordnet) zusammenstellen.
Und was macht man mit den Buechern? Haushaltsrechtlich müssen sie, wenn
sie aus oeffentlichen Mitteln beschafft wurden (auch Drittmittel
gehören dazu!), Bibliotheken der selben Gebietseinheit angeboten
werden und dann Antiquaren, bevor sie anderen Bibliotheken angeboten werden. Bei
Institutsbibliotheken beispielsweise ist dies die oertliche UB,
eventuell andere Institutsbibliotheken mit aehnlichem Bestandsprofil
(aber die Bereitschaft, kostenlos Buecher zu nehmen, nimmt rapide ab,
kann ich Ihnen sagen), dann kommt der Antiquar und fischt sich die
Rosinen aus dem Kuchen und erst dann kann man die Werke entweder
auslegen oder sich weiter Muehe machen, sie anderweitig zu versorgen.
Dieses Weiterversorgen ist aufwaendig, denn man muss Listen mit den
Titeln erstellen. Vielleicht wird das einmal leichter, wenn alle Werke
in EDV vorliegen und man dann die zu loeschenden Exemplare in Listen
exportieren kann. Im Moment ist da noch viel Handarbeit angesagt. Wenn
Sie anderen Bibliotheken Bestaende anzubieten haben, koennen Sie das
ueber die Mailingliste Dubletten-L tun:
http://homepages.uni-tuebingen.de/juergen.plieninger/dubletten.htm
In Dubletten-L kann man auch versuchen, zunächst keine Liste zu
posten, sondern ein Profil des abzugebenden Bestandes. Manchmal reicht
auch dies: Ich habe einmal 15 Umzugskisten auf einmal wegbekommen,
ohne ein einziges Buch aufzulisten.
Vielleicht noch zum Umgang mit Antiquaren: Da wir kaum Kenntnisse
ueber den Wert von Buechern haben, sollte man zumindest zwei Angebote
einholen und miteinander vergleichen oder einzelne Titel am ZVAB
http://www.zvab.com/
checken, damit man keine groben Fehler macht. Fuer die Abgabe von
Zeitschriften gibt es besondere Antiquariate. Antiquariate finden Sie
in den Gelben Seiten
http://www.telebuch.de/
oder im BIDirectory
http://home.t-online.de/home/pardoe/antiquariate.htm
Systematisieren/Systematik
Hacker (S. 201) nennt diese Art der Sacherschließung "klassifikatorische
Sacherschließung". Eine Systematik ist ein Klassifikationssystem, das
universell wie die angelsächsische Dezimalklassifikation nach Dewey
http://www.tnrdlib.bc.ca/dewey.html
sein kann oder aber speziell wie die selbstgestrickte Systematik in einer
Institutsbibliothek. Da die Systeme notwendigerweise hierarchisch
(Hauptgebiete, Untergebiete, Unter-Untergebiete usf.) gegliedert sind, viele
Wissensgebiete aber nicht unbedingt linear zuzuordnen sind, sondern eben
auch Verbindungen mit anderen Gebieten haben, die einer anderen
Haupt-/Untergruppe zugeordnet ist, sind die Klagen über die Systematiken so
alt wie die Systematiken selbst!
Man kann Systematiken gut oder schlecht konzipieren, und je nachdem hat man dann Schwierigkeiten oder auch keine.
Aber darüber hinaus entwickelt sich auch die Wissenschaft, und auch dies
wird mit der Zeit problematisch. D.h. man muß bei der Neuformulierung
versuchen, einerseits dem Bestands-/Erwerbungsprofil Rechnung zu tragen,
andererseits aber auch - vermeiden kann man das nie! - in die Zukunft
schauen und zumindest Leerstellen für künftige "Nachbesserungen" zu lassen,
damit man reagieren kann, ohne wieder einen größeren Teil des Bestandes
umzuarbeiten...
Wie sollte nun eine Systematik formuliert werden? Wieviele Bücher sollen in
einer Systematikstelle stehen? - Natürlich kann man den oben geschilderten
Schwierigkeiten entgehen, indem man große, allgemein formulierte Gruppen
bildet. Nur ist dann, wie gesagt, der Mehrwert für die Benutzer nicht ganz
so groß, weil diese Gruppen dann ein Sammelsurium darstellen. Manchmal muß
man das aber so machen, beispielsweise, wenn Gruppen viele Bücher mit
vermischtem Inhalt enthalten, die dann nach einer Umarbeitung in großer Zahl
wieder in einer allgemein formulierten Kategorie in der neuen Systematik
stehen würden. In diesem Fall muß man die Erschließung des Bestandes für
dieses Segment halt der Verschlagwortung überlassen. Aber im allgemeinen ist
es gut, wenn man 15-200 Bücher in einer Gruppe stehen hat. Über 200 Bücher
werden schon unübersichtlich, bei mehr als 1.000 wird es Zeit, über eine
Ausdifferenzierung nachzudenken.
Wenn man ausdifferenzieren will, sollte man nie im Hau-Ruck-Verfahren damit
umgehen, sondern sich umschauen, wie andere Klassifikationssysteme das
lösen. Viele Bibliotheken bieten schon innerhalb ihrer Homepage ihre
Systematik an, so dass man mit einer Internet-Suchmaschine danach suchen und
sie sich ansehen kann. Sollte das nicht der Fall sein, sollte man sich
Bibliotheken heraussuchen, die in etwa dasselbe Profil haben und die
Kollegin/den Kollegen bitten, Ihnen doch ein Exemplar der Systematik dieser
Bibliothek zuzuschicken. Ich habe noch nie eine Absage bekommen!
Klassifikation
Klassifikationen sind Systematiken, nur dass sie nicht notwendigerweise als Standortordnungsprinzip heralten müssen. In Deutschland ist die Systematik ein
Ausdruck der Individualität einer jeden Bibliothek. In den USA ist (fast)
alles gleich nach der Dezimalklassifikation geordnet. Die Vorteile: Man kann
viel mehr zentralisieren, Daten übernehmen, Bücher schon vom Lieferanten
ausrüsten lassen etc., auch die Benutzer/innen finden sich in einer anderen
Bibliothek schnell zurecht. Der Nachteil: Die DC ist nicht so differenziert,
wie man das vielleicht gerne möchte. Wie lange wir uns den Luxus noch
leisten können?
Thesauri
Ein Thesaurus ist ein kontrolliertes Vokabular zur
Erschliessung eines Wissensbereiches. Die verschiedenen Begriffe innerhalb
eines Thesaurus werden nicht nur in ein hierarchisches Verhaeltnis gebracht,
sondern es werden auch Querverbindungen zu "nahestehenden" Begriffen
gezogen, so dass sich ein geordnetes Begriffsgeflecht, eine Struktur ergibt,
die aber nicht nur eindimensional von oben nach unten gegliedert ist,
sondern eben auch nach links und rechts. Wollen Sie sich solche Thesauri
einmal ansehen? Frei zugaengliche hat die FH Koeln nach Sachgebieten oder
nach Sprachen zugaenglich gemacht:
http://www.fbi.fh-koeln.de/labor/bir/thesauri_new/index.htm
Vieles ist gar nicht so transparent, weil der Thesaurus in eine Datenbank
eingearbeitet wurde, die nicht zum Browsen in einer Struktur geeignet ist,
sondern nur zur Ausgabe eines Begriffes und ihm zugeordneter Begriffe. Oft
sehen Sie dann Abkuerzungen vor weiteren, zugeordneten Begriffen:
SN = Scope Note = Angabe zum Gueltigkeitsbereich des Begriffes
USE = Use [another term] = s.-Verweisung
UF = Used for
BT = Broarder Term
NT = Narrower Term
RT = Related Term
Beispiele:
Rumania USE Romania
Mäuse USE Maus
Drahtlos USE Radio
Voegel NT Sperling
Sperlin BT Voegel
Ein Thesaurus ist ein Beispiel für ein kontrolliertes Vokabular, wo ein
Index von Begriffen die Vergabe von Schlagworten regelt. Thesauri lassen
sich aktuell vor allem in Datenbanken finden, wo sie neben den eigentlichen
Schlagworten den Benutzer/innen ein Netz von Begriffen, die in Beziehung
zueinander gebracht werden, bieten, so dass diese hierdurch einen Mehrwert
fuer die Suche bekommen.
Wenn man sich die Arbeit nicht machen will, so hilft auch schon ein Index
der vergebenen Schlagworte. Denn man bleibt nicht ewig an einer Stelle, und
die Nachfolgerin/der Nachfolger wird sich freuen, wenn bereits eine Struktur
aufgebaut ist, an die man sich halten kann. Ebenfalls haben die
Benutzer/innen etwas davon, wenn Schlagworte kontrolliert und nicht phi mal
Schnauze vergeben werden. Selbst ein schlechtes kontrolliertes Vokabular ist
besser als ein nicht konstant angewandtes System.
Verschlagwortung
Verschlagwortung ist ein anspruchsvoller und damit ein befriedigender Teil
unserer Taetigkeit, neben dem Systematisieren oft noch der einzige, bei dem
man noch intensiv in Kontakt mit dem Inhalt eines Buches kommt.
Verschlagwortung liefert den Benutzern einen hohen Gebrauchswert,
erschliesst sie doch den Inhalt der Baende tiefer als die Systematik und
bündelt sie doch die Inhalte fuer eine effektive Recherche, die mit einer
Stichwortsuche nicht möglich ist.
Das ist es, was wir den Benutzerinnen und Benutzern predigen muessen: Wo
auch immer eine Verschlagwortung als Suchmoeglichkeit besteht, sollte sie
intensiv genutzt werden, da hier eine Buendelung fuer die Recherche
angeboten wird. Wer mit Stichworten sucht (es sei denn, er sucht nach einem
bestimmten Werk), sucht ineffektiv. Wer seriös mit Stichworten suchen will,
muss mehrere Sprachen, mehrere grammatikalische Formen abfragen, die
Ergebnisse buendeln, - im Grunde eine Sisyphusarbeit mit wenig Effizienz.
Mittels Schlagwort jedoch kann man Buecher mit verschiedenen Sprachen
abfragen, Buecher, in denen das gesuchte Wort noch nicht einmal im Titel
auftaucht. Schlagwortsuche ist der Koenigsweg der Recherche, wenn, ja wenn
eine gute Verschlagwortung angeboten wird.
Damit sind wir beim Thema: Was ist eine gute Verschlagwortung? Darauf gibt
es verschiedene Antworten:
Ganz allgemein ist in dieser Rubrik im deutschsprachigen Raum nicht viel zu finden, nachdem Herr Dr. Weippert (Erwerbungsleiter der UB Augsburg) seine jahrelang im Auftrag der aufgelösten Kommission Erwerbung der bayerischen Generaldirektion unterhaltene Überblicks-WWW-Seite zur Erwerbung Ende 2000 gelöscht hat. Ein Teil wanderte 1999 in Jürgen Plieningers Dublettten-Seite (s.u.) hinüber, der Rest ist Geschichte.
Die gleichnamige, noch bestehende Kommission des eDBI hat keine Webseiten, sie postet ihre Berichte und stellt ihre Anfragen in der Mailingliste ERWERB-L.
So muß man halt in deutschsprachigen Seiten stöbern oder auf die durchweg gehaltvolleren englischsprachigen Seiten ausweichen. Ein merkwürdiges Bild, wird doch die Kosten(ersparnis-)diskussion alllenthalben geführt und ist doch die Erwerbung eines der Felder, wo man am nachhaltigsten sparen könnte. Oder nicht?
http://www.hbz-nrw.de/hbz/toolbox/erwerb.html
die beste Adresse - auch hinsichtlich der Erwerbung - ist wieder einmal die entsprechende Rubrik der Toolbox des HBZ.
http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/ulb/biber.html#erwerbung
auch die Düsseldorfer Virtuelle Bibliothek (DVB) bietet manches, aber beim Thema Erwerbung nicht viel.
http://www.dbi-berlin.de/dbi_ber/dobi/dobinet/dobinet.htm#10
DOBInet veraltet auch allmählich, bietet aber Zugang zu online-Texten
und hat auch den Link zur Datenbank DOBI, in der man nach deutschsprachiger bibliothekarischer Literatur recherchieren kann.
http://www.bsz-bw.de/bibldienste/erwerbung.html
der Südwestverbund (BSZ/SWBV) unterhält eine brauchbare Sammlung bibliothekarischer eRessourcen, so auch zur Erwerbung. Beachten Sie bitte den letzten Punkt auf dieser Seite: Es gibt auch eine Mailingliste zum Thema Erwerbung namens ERWERB-L. Fast eingeschlafen, in der Tat, aber manchmal kommt auch Interessantes.
http://www.ik.fh-hannover.de/ik/personen/behm/forum_spezialbibliothek/spb/infoagent/erwerb.htm
Rubrik "Erwerbung" des "Forum Spezialbibliothek".
http://www.dbi-berlin.de/service/bibres/clearhtm.htm
das DBI-Clearinghouse, ursprünglich eine der ersten Adressen, ist
mittlerweile ziemlich veraltet, ausserdem nicht umfangreich in der Rubrik
Erwerbung
http://homepages.uni-tuebingen.de/juergen.plieninger/dubletten.htm
Mailingliste Dubletten für den Austausch von ausgesonderten oder überflüssigen Werken. Die Liste hat auch ein Monatsarchiv.
Archiv der Mailingliste ERWERB-L
zum Durchsuchen nach Erwerbungsthemen.
http://www.swbv.uni-konstanz.de/ifb/
Das Rezensions-eJournal Informationsmittel (IFB) hilft bei der Beurteilung von Referenzliteratur. Leider ist es mit der Erscheinungsweise immer hintennach, so dass man entweder Geduld haben oder doch eine Ansicht anfordern muss.
http://homepages.uni-tuebingen.de/juergen.plieninger/bibdubl.htm
Seite zu Dubletten und Tausch zwischen wissenschaftlichen Bibliotheken.
http://bubl.ac.uk/link/search.html
BUBL ist ein sehr empfehlenswerter Index bibliothekarischer Ressourcen, hat eine umfangreiche Linksammlung, die man hier durchsuchen kann. Mit dem Stichwort "acquisitions" findet man so einiges!
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