A Allgemeines zur Recherche
* Bei der Fragestellung Gibt es noch wichtige Aspekte meines Themas, die ich noch nicht im Blick habe? Dies können sowohl Themenbereiche innerhalb eines Gesamtthemas sein als auch bestimmte "Umgebungs"aspekte, die auch wichtig sein könnten. * Bei den Suchbegriffen Eine Suche mit mehreren Suchbegriffen, mal mit weiter, mal mit enger gefassten Begriffen ist notwendig, auch Synonyme müssen berücksichtigt werden. Wichtig ist (v.a. bei der Suche in Datenbanken) die Umsetzung in die jeweilige Retrievalsprache bzw. in das jeweilige System von Notationen, damit man nicht unwillkürlich einen Teil der Möglichkeiten bei der Recherche verschenkt, indem man zwar die richtigen Suchbegriffe hatte, sie aber bei der Durchführung der Recherche nicht richtig umgesetzt hat. Auch bei fremdsprachigen Datenbanken/Quellen ist es wichtig, mit den richtigen Begriffen zu suchen. * Bei den Quellen Quellenkritik ist nicht nur in der Wissenschaft notwendig, sondern gerade auch bei der Recherche:
* Beim Auswerten der Ergebnisse Die typische Situation, in der man anfängt, ungenau zu werden, ist diejenige, in der man zuviele Ergebnisse bekommt. Beispiel: Die riesigen Ergebnismengen der Suchmaschinen. Oft kann man zwar dank des Rankings der Ergebnisse davon ausgehen, dass die ersten 40 genannten Quellen mehr zutreffen als die 100.000 als nächste aufgeführten Quellen, jedoch: Sicher sein kann man sich nicht! Deshalb ist es immer besser, bei einer zu grossen Treffermenge nochmal zu überlegen, was noch fehlen könnte und dann mit einer verfeinerten Suche versuchen, auch das noch zu bekommen. |
B "Logische Verknüpfungen" oder "Boole'sche Operatoren"Lassen Sie sich von Worten wie "Expertensuche" oder eben auch "Boole'sche Operatoren" nicht abschrecken, dahinter verbergen sich Recherchetechniken, die, einmal gelernt, einem die Suche erheblich erleichtern und Ihnen zu sehr guten Ergebnissen verhelfen. Die Verknüpfungen mehrerer Suchbegriffe sind das A und O der sogenannten "Expertensuche", wie sie von vielen Katalogen und Datenbanken angeboten werden, aber auch Suchmaschinen erlauben solche Operatoren! Sie sind das adäquate Mittel für das Ziel, die Ergebnismengen von Recherchen so zu modellieren, daß man
Meist sind diese Operatoren schon in den Menüs mit eingebaut, so dass man in verschiedenen Zeilen Suchbegriffe eingeben kann und hinter der Zeile die Möglichkeit hat zu bestimmen, wie der Begriff bei der Suche mit dem in der nächsten Zeile verknüpft wird. Wie geht man nun adäquat mit diesen Operatoren um? Wollen Sie zunächst einmal eine Gesamtmenge bilden, um im zweiten Schritt konkreter fragen ("einschränken") zu können, dann bietet sich zuerst eine OR-Suche an, um dann mit AND die Menge der Treffer eingrenzen zu können. NOT bietet sich immer dann an, wenn Sie merken, daß in der Menge der Antworten unerwünschte Treffer (z.B. wenn ein Wort mehrere Bedeutungen haben kann) auszuschließen. Auch mit dem Operator NEAR, falls er angeboten wird, kann man die Relevanz der Treffer steigern. |
C "Trunkierung", "Joker" oder "Wild Card"Mittels eines Jokers kann man nach Begriffen und Feldern suchen, ohne alles ganz genau angeben zu müssen. Üblich sind die Zeichen "*" und "?". Meist wird nur die Rechtstrunkierung angeboten, d.h. man gibt einen Wortanfang ein, setzt dann den Joker und bekommt so alle Wörter mit diesem Anfang. Es gibt aber auch Links- und sogar Mitten-Trunkierung, wo, das erfährt man jeweils im Hilfe-Text. Der Joker bietet die Möglichkeit, nach mehreren Begriffen zu suchen, um so die Suche zu bündeln oder um Plural- und Flexionsformen eines Wortes gleichzeitig suchen zu können. Ebenso kann man mittels eines Jokers nach unterschiedlichen Schreibweisen eines Wortes (z.B. organisation und organization) gleichzeitig suchen. Nur um ein Beispiel zu geben: Man kann mittels eines Jokers komfortabel gleichzeitig Singular und Plural suchen. Sucht man mittels einer Internet-Suchmaschine Texte über Parteien, so gibt man "Partei*" (oder "Partei?" oder "Partei$", je nach Suchsprache ist das verschieden!) ein und bekommt alle Texte, in denen sowohl "Partei" als auch "Parteien" stehen können, aber auch Parteispenden, Parteiprogramme, Parteireform usw. |
D "Phrasensuche"Gerade in der Politikwissenschaft gibt es viele zusammengesetzte Begriffe. Wenn man jetzt z.B. nach der Europäischen Union sucht und daran interessiert ist, weder alle Organisationen mit "Europäische" noch alle mit "Union" im Namen zu bekommen (dies wäre z.B. eine Suche mit der Verknüpfung AND), dann ist es gut, wenn die Recherche eine Suche nach der Phrase "Europäische Union" erlaubt, so daß man die exakte Menge an Dokumenten bekommt, die man wünscht. |
E Der Unterschied zwischen "Stichwörtern" und "Schlagwörtern"Viele denken, daß dies dasselbe sei. Der Unterschied - gerade hinsichtlich der Validität der Ergebnisse einer Recherche - ist groß!
Es ist nicht wichtig, daß Sie sich die Begriffe Stich- und Schlagwörter merken. Im Englischen werden übrigens beide "catchword" oder "keyword" genannt. Sie sollten sich aber den Sachverhalt merken, weil er bei der Recherchestrategie eine Menge bedeutet! |
F Indices benutzen!Bei vielen Online-Katalogen und Datenbanken gibt es nicht nur die Möglichkeit, mit Stichworten nach verschiedenen Suchaspekten zu suchen (z.B. Autor/in, Titel, Verlag, Jahr), sondern auch für diese Suchaspekte jeweils einen Index (oder ein Register) aufzuschlagen und dort zu blättern. Diese Möglichkeit wird oft übersehen, bietet aber große Benutzungsvorteile, weil man einen Überblick über den Inhalt der Datenbank bekommt, also z.B. nachprüfen kann, wie sich der Name eines Autors/einer Autorin richtig schreibt, wie ein Schlagwort richtig angesetzt ist und ob es ähnliche Schlagworte gibt usf. Manchmal gibt es ein sogenanntes "Kreuzregister", in dem alle Suchaspekte gemeinsam alphabetisch aufgeführt sind. |
G "Hilfstexte" zur Kenntnis nehmen!Diese Texte sind bei Katalogen und bei Suchmaschinen oft recht kurz gehalten, so daß es keine Mühe macht, kurz hineinzuschauen, um zu sehen, welche Struktur der Anfrage denn hier bei der Recherche notwendig ist. Bei Suchmaschinen, die eine deutsche Version haben, wie z.B. AltaVista oder AltaVista, kann man natürlich die Hilfstexte in deutscher Sprache lesen. Bei Datenbanken ist das anders, hier sind die Hilfetexte manchmal umfangreicher und mit Beispielen versehen. Hier lohnt es sich, gerade auch bei verbreiteteren Recherchesprachen wie z.B. WEBSPIRS, die Hilfetexte auszudrucken und eingehender zur Kenntnis zu nehmen, um die Recherche gezielt durchführen zu können. H Lokale Suchhilfen benutzen!Homepages von großen Institutionen und Organisationen sind oftmals umfangreich und verschachtelt, die Systematik der verschiedenen Unterverzeichnisse und -seiten hängt aber immer von den Vorstellungen der jeweiligen Webmaster ab, so daß Ordnung und Benennung von Seiten oftmals dermaßen ungeschickt sind, daß man sich wie in einem Labyrinth vor- und zurücktasten muß, bis man schließlich - eben nicht gezielt, sondern durch "trial and error" - zur gewünschten Stelle gelangt. Sehen Sie sich nur einmal ein paar Homepages von Universitäten an, dann wissen Sie, was ich meine! Suche Index Sitemap Die Suche nach Stichworten ist hilfreich, wenn Sie etwas zu einem bestimmten Thema suchen; jene über einen Index oder eine Sitemap erlauben es, auch Themen zu entdecken, an die man zunächst gar nicht gedacht hat und sind so hinsichtlich eines kreativen Suchprozesses effektiver als eine Stichwortsuche! |
I "Leitseiten" beachten, gegebenenfalls als Startseite des Browsers wählen!Sogenannte "Leitseiten" sind einfach Übersichtsseiten, thematische Listen, mit denen man gute Erfahrungen gemacht hat, wenn man sie als Ausgangspunkt für eine Internetrecherche wählt. Merkmale einer solchen Seite können sein: Gute Strukturierung, gute Auswahl, gegebenenfalls Annotationen und regelmäßige Aktualisierung und Pflege. |
J Bei der Recherche auch kostenpflichtige Dienste berücksichtigen!Es gibt einen Mythos bei Nutzern des WWW, daß im Internet bzw. WWW sollten nur kostenlose Dienste angeboten werden bzw. benutzt werden sollten. Eng damit zusammen hängt die Vorstellung, nur kostenlose Dienste seien günstig. Vielleicht kommt dies aus der alternativen Anfangszeit des Netzes, vielleicht ist es auch nur Gedankenlosigkeit, jedenfalls sollten Sie sich das bei Recherchen noch einmal überlegen! Warum? Auch kostenlose Dienste kosten letztlich etwas
Abgestuft vorgehen
Noch gar nicht so bekannt ist der Dokumentlieferdienst Subito, der im deutschen Bibliothekswesen der nationale Provider für Zeitschriftenartikel ist. Immer dann, wenn Sie eine wichtige Literaturangabe zu einem Zeitschriftenaufsatz haben, den Sie im lokalen Bibliothekssystem nicht bekommen, sollten Sie erwägen, statt der Fernleihe nicht Subito in Anspruch zu nehmen, um so schneller an den gewünschten Aufsatz zu kommen. (Sie sollten freilich einen einigermaßen leistungsfähigen Account haben, weil die gescannten Seiten durchaus Dateien von mehreren MB ausmachen...). Weitere kostenpflichtige Dokumentlieferdienste sind JASON, jener der British Library und IngentaConnect, eine riesige Zeitschriftendatenbank (kostenlos) mit angeschlossenem Dokumentlieferdienst (kostenpflichtig) in den USA. Bestellungen dort erfordern freilich Kreditkartennummern, beachten Sie bitte, daß diese Zahlungsweise zwar allgemein verbreitet, nichtsdestotrotz aber prekär ist... Unnötige Kosten vermeiden |
K Nicht auf den Mythos Internet hereinfallen:1. Ein Internet-Dokument enthält nicht von vornherein besonders wertvolle Texte/Daten!"The Medium is the Message" - diese falsche Charakterisierung der Medien durch Marshall McLuhan scheint sich manchmal am Beispiel des Internet zu bestätigen, wenn Studierende gläubig meinen, daß diese Zahl oder jenes Dokument aus dem Internet stamme, als sei das ein Garant für valide, aktuelle oder umfangreiche Daten oder Tatsachen. Das Gegenteil ist der Fall! Die Veröffentlichungsschwelle ist im Internet weitaus geringer als etwa im Buchwesen und so findet man denn auch jede Menge Schrott, der nicht unbedingt auf den ersten Blick zu erkennen ist. Gegenüber Quellen und Texten aus dem Internet ist wissenschaftliche Kritik genauso angesagt wie bei Quellen und Texten auf Papier (und schon das war geduldig!). Wissenschaftliche Recherche im Netz braucht also Quellen-/Textkritik. Was könnten da geeignete Kriterien sein:
2. Internettexte/-datenbanken sind nicht von vornherein vollständig!Oftmals ist der Umfang von Texten/Dokumenten/Archiven/Datenbanken schlecht oder gar nicht dokumentiert. Seien Sie deshalb mißtrauisch, was die Ergebnisse von Recherchen anbelangt! Ein Beispiel: Eine Zeitung bietet ein 14-Tage-Archiv zum Recherchieren an. Per Zufall kommt man darauf, daß ein Text der Paper-Ausgabe gar nicht in diesem Kurz-Archiv enthalten ist. Auf Nachfrage bekommt man dann heraus, daß "Sonderrubriken" nicht enthalten seien. Ein Blick auf den Originaltext zeigt, daß der Artikel weder typographisch noch von der Rubrik her besonders auffällig war. Eine weitere Nachfrage ergab, daß der Artikel intern dennoch einer "Sonderrubrik" zugeordnet war, obwohl dies für NutzerInnen in keiner Weise zu erkennen ist. Ein anderes Beispiel, sind Bibliothekskataloge, die meist nur einen Ausschnitt des Bibliotheksbestandes (meist ab einem bestimmten Stichdatum alle Neuerwerbungen und dann noch Retrokonversionen) bieten. Will man vollständig suchen, muß man doch entweder Zettelkataloge oder Mikrofiche-Ausgaben benutzen.
3. Die Recherche im Internet ist nicht von vornherein besonders effektivÜberlegen Sie sich zu Beginn einer Recherche (und vielleicht auch mittendrin), ob Sie nicht auf anderem Wege schneller zum Ziel kommen. Manchmal ist es sinnvoller, zur Klärung einer bestimmten Frage ein Buch, ein Nachschlagewerk oder eine Zeitschrift zu konsultieren, anstatt Zeit bei der Recherche im Netz zu verbrauchen. - Was bei welcher Fragestellung effektiver ist, läßt sich nicht von vornherein beantworten, sondern nur durch kritisches Nachdenken, indem man gemachte Erfahrungen bei einer Recherche mit einbezieht!
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