Eigentlich sollten die wirtschaftlichen Veränderungen Württembergs, von denen am Schluß der Magisterarbeit die Rede war, das Thema der Dissertation sein. Es stellte sich schnell heraus, daß dies ein zu umfangreiches Vorhaben darstellte, das im Rahmen einer Dissertation nicht zu bewältigen war. Also mußte ein Politikfeld ausgesucht werden, anhand dessen fokussiert die Problematik der wirtschaftlichen Entwicklung Württembergs und dessen Modernisierung untersucht werden konnte. Da im Verkehrssektor zu jener Zeit für ein rückständiges Land gewaltige Investitionen getätigt werden mußten, war dies ein gutes Feld, anhand dessen die Diskussionen der damaligen Interessengruppen dargestellt und analysiert werden konnten. Ziel der Arbeit war, Modernisierung nicht als gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Prozeß anhand der Anhäufung vielfältiger Makrodaten darzustellen, sondern vielmehr als öffentlicher Diskurs, in dem um Richtung, Nachhaltigkeit und Umfang des anstehenden sozialen Wandels gerungen wurde. Insbesondere war von Interesse, ob der durch die umfangreichen Grundlageninvestitionen im Verkehrssektor angestoßene gesellschaftliche Entwicklung geplant oder nicht geplant war.
Die Untersuchung wurde anhand der gedruckten Verhandlungen der Kammer der
Abgeordneten und der Artikel in der Zeitung "Beobachter"
vorgenommen. Sie kommt nach umfangreichen Analysen zum Schluß,
daß die Entwicklung des Verkehrssektors eine wichtige Voraussetzung neben
anderen war. Insbesondere führte der veränderte internationale
Kontext und die Rezeption wichtiger technischer Veränderungen zu einer
radikalen Umgestaltung des Verkehrssystems Württembergs, welches
wiederum auf andere wirtschaftliche Bereiche wirkte und nachhaltige
Anstöße zu wirtschaftlicher Entwicklung und
Strukturveränderungen gab. Geplant war dies freilich nicht, denn eigentlich
hatten die verschiedenen Interessengruppen eher die Bewahrung des Bestehenden
im Auge. So wurde der sozialen Wandel durch paradoxe Folgen des intendierten
Handels in eine andere als der geplanten Richtung gelenkt, was wiederum neue
Präferenzstrukturen bewirkte, die in den verkehrspolitischen
Entscheidungsprozeß erneut eingingen und ihn wiederum in eine andere
Richtung lenkten.