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Die "Modernisierung" der Verwaltung in Württemberg


Die Arbeit befaßt sich mit der Entstehung des modernen Staates, dargestellt am Beispiel Württembergs und hier nochmals zugespitzt auf die Ausbildung der Bürokratie als Angelpunkt staatlichen Handelns in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts.

Zunächst wird eine konzentrierte Verlaufsanalyse der Entwicklung der Staatsverwaltung von einer traditionalen (kollegial organisierten) zu einer bürokratischen (hierarchisch organisierten) Verwaltung vorgenommen. Die dabei gewonnenen Daten werden einer organisationssoziologischen und einer herrschaftssoziologischen Analyse unterzogen. Zuletzt werden die Ergebnisse der Analysen in einen Rahmen modernisierungstheoretischer Ansätze und Modelle eingeordnet.

Die Arbeit kommt zu dem Schluß, daß Max Webers Bürokratiemodell sich als Paradigma für die württembergische Entwicklung eignet, wobei sich in der empirischen Realität jedoch charakteristische Abweichungen ergeben (z.B. Sonderverwaltungen und kontrollierte lokale Selbstverwaltung). Württemberg erweist sich in den Jahren nach 1819 als eine "Übergangsgesellschaft", deren spezifische Situation darin bestand, daß in einer sich sozio-ökonomisch in der Vorindustrialisierungsphase befindlichen Gesellschaft ein moderner Staatsaufbau (Hierarchisierung der Verwaltung, Rechtsförmigkeit des Verwaltungshandelns, Gewinnung einer "Funktionselite", der Beamten u.a.) entstanden war. Dies sollte für die kommenden wirtschaftlichen Veränderungen und die in ihrem Gefolge sich ereignenden sozialen Auseinandersetzungen, wenn schon keine bestimmende, so doch eine wichtige Rolle spielen.


juergen.plieninger@uni-tuebingen.de - Stand: 22. April 1998