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Annotation zu:

Reparieren oder wegwerfen


Die Reparatur in der vorindustriellen Gesellschaft brauchte in der Regel nicht so viel Mühe und Zeit wie die Herstellung eines Gegenstandes. Daher "lohnte" sie sich eher als heute, wobei freilich auch die affektive Bindung an einen vertrauten Gegenstand oftmals eine wichtige Rolle spielte. In der modernen Gesellschaft tritt der Neukauf an die Stelle der Reparatur. Dieser ist in der Regel billiger als das Selbst-Reparieren bzw. das Reparieren-Lassen, von den Kenntnissen, von der Zeit, vom Aufwand und von den Kosten her (einmal ganz davon abgesehen, daß der Gegenstand durch Veränderung der Mode oder der Produktlinien auch künstlich veraltet wird). Der Artikel schildert die verschiedenen Wirtschaftsformen und Mentalitäten der vorindustriellen und der industriellen Gesellschaft. Er schließt: "Das Wissen um und die Erfahrung über mögliche Wiederverwendung und Reparatur war in der vorindustriellen Gesellschaft weit verbreitet und notwendig, weil die Dinge nicht im Überfluß vorhanden waren. In der Industriegesellschaft verkümmern das Wissen und die Fähigkeiten, können aber in Notzeiten reaktiviert werden. Eine gewisse 'Mangelmentalität' gehört also zum Reparieren ebenso dazu wie eine gewisse 'Überflußmentalität' zum Wegwerfen und zum Neukauf."



juergen.plieninger@uni-tuebingen.de - Stand: 22. April 1998