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Allgemeines Forschungsinteresse


Die Anwendung physikalischer Theorien und mathematischer Methoden auf Fragestellungen in Paläontologie und Biologie.

Geologie, Paläontologie und Biologie haben sich im Laufe der Zeit von ihren rein deskriptiven Wurzeln entfernt und wenden sich mehr und mehr der quantitativen Beschreibung der betrachteten Zusammenhänge und Prozesse zu.

Dabei gewinnen physikalische Theorien und mathematische Methoden aus zwei Gründen an Gewicht:
  • Zum einen muß man bei der quantitativen Behandlung allfälliger Effekte zwangsläufig auf die zugrunde liegenden Prozesse aus Physik, Chemie oder physikalischer Chemie zurückgreifen,
  • zum andern hat sich in den vergangenen vier Jahrhunderten in der Theoretischen und Mathematischen Physik ein reicher Schatz an Modellen angesammelt, der sich bei der phänomenologischen Modellierung paläontologischer oder biologischer Prozesse oftmals als sehr "passend" erweist.

Diese beiden Begründungen werden von Geologen, Paläontologen und Biologen gemeinhin unmittelbar akzeptiert. Mit Verwunderung bis Unbehagen hingegen wird von den meisten Vertretern der genannten Disziplinen das viel weitergehende Vertrauen der (theoretischen) Physiker in ihre Theorien quittiert:

Letzere sehen die Mathematik üblicherweise nicht nur als Vehikel zur Quantifizierung intuitiv gewonnener Zusammenhänge, sondern billigen den mathematischen Modellen ein über die Anschauung hinausreichendes "Eigenleben" zu. Spätestens seit Newtons Gravitationstheorie waren die Physiker gut beraten, das "Eigenleben" der Mathematik ernst zu nehmen, denn in aller Regel ergaben und ergeben sich daraus sehr fruchtbare (und oftmals überraschende) Einsichten und Verbindungen zu Wirklichkeitssegmenten, an die bei der Aufstellung des Modells überhaupt nicht gedacht worden war.

Das in den erstgenannten Disziplinen verbreitete Stirnrunzeln angesichts dieser Vorgehensweise mag mit Mentalitätsunterschieden zu tun haben, sicherlich auch mit dem Fehlen entsprechender Traditionen (Es gibt zwar die European Society for Mathematical and Theoretical Biology und das Journal of Theoretical Biology, entsprechende Institute sind an den Universitäten jedoch kaum zu finden.).

Nichtsdestotrotz sollten Geologie, Paläontologie und Biologie das ihren Theorien innewohnende Potential nicht brach liegen lassen. Schließlich haben alle fruchtbaren Traditionen irgendwann einmal klein angefangen, und wer den Hammer zu führen versteht, sollte sich für den Bleistift nicht zu schade sein!