Der Helix-Nebel (NGC 7293) gehört zu den bekanntesten planetarischen Nebeln überhaupt. Er ist das am nächsten zu uns gelegene Objekt seiner Art und - abgesehen von einigen Objekten des Abell Katalogs - auch das größte. Wie viele andere planetarische Nebel auch ist er eingebettet in einen schwachen Halo, der über den unmittelbar sichtbaren Teil weit hinausragt. Dieses Beobachtungsprojekt ist der visuellen Wahrnehmung der Halo-Strukturen des Helix-Nebels gewidmet sowie der Frage, welche Rückschlüsse daraus auf seine wahre geometrische Gestalt gezogen werden können.
Die Idee für dieses Projekt entstand bei der Lektüre des Artikels von C.R. O’Dell et al.: „Unraveling the Helix Nebula: Its Structure and Knots“, in: The Astronomical Journal 5/128, 2004. Die Autoren zeigen, daß die Form von NGC 7293 in Wahrheit nicht die einer Helix ist. Vielmehr stößt der Zentralstern in wiederholten Ausbrüchen Materie entlang zweier Hauptachsen ab. Die Autoren fassen ihre Ergebnisse in folgender Skzizze (Fig. 20) zusammen:
Reproduced by permission of the AAS
Ich habe versucht, die schwachen Halo-Strukturen, die in dem Artikel beschrieben werden, visuell zu beobachten und so die Geometrie des Helix-Nebels am Okular nachzuvollziehen. Um mir ein Bild davon zu machen, was überhaupt möglich und erwartbar ist, habe ich zunächst nach Zeichnungen visueller Beobachter gesucht, die nicht nur den Zentralteil des Nebels erfassen, sondern auch die Außenbereiche. Leider habe ich nichts derartiges finden können.
Deshalb habe ich einen DSS Ausdruck der Gegend erstellt, der bereits schwach einige Halo-Strukturen erkennen läßt. Mithilfe der obigen Skizze von O'Dell habe ich in diesem Ausdruck weitere Strukturen markiert. In gleicher Weise habe ich Martin Pughs APOD vom 4. Oktober 2012 verwendet – eine tiefe Schmalbandaufnahme, die die Außenbereiche sehr gut erkennen läßt.
Mit dem derart präparierten Ausdruck als Vorlage habe ich über mehrere Nächte hinweg den Helix-Nebel beobachtet, der sich an meinem Standort (48° N) leider nie sehr hoch über den Horizont erhebt. Zumeist habe ich bei 150x mit OIII und UHC Filter gearbeitet. Stärkere Vergrößerungen brachten den Nebel zum Verschwinden. Während der Beobachtung habe ich alle Halo-Strukturen, die ich im Okular erkennen konnte, auf meinem Ausdruck markiert.
Schließlich habe ich zu hause einen neuen DSS Ausdruck erstellt, die in den Beobachtungsnächten vorgenommenen Markierungen übertragen und diese mit O'Dells Bezeichnungen versehen. Dies ist mein Resultat:
Diese Zeichnung gibt nicht die Helligkeitsverhältnisse wieder, wie sie sich im Okular darstellen. Vielmehr zeigt sie lediglich an, welche Halo-Strukturen ich visuell erfassen konnte.
Ergebnis:
Der Nordostbogen („northeast arc“) ist nicht schwer zu sehen. Er ist breit, kontrastreich und kann praktisch auf der ganzen Länge verfolgt werden. Die östliche Flanke des „southeast outer feature“ ist ebenfalls gut erkennbar. Die Spitze des "east outer feature" und der Nordostknoten („northeast object“) können indirekt gesehen werden; letzterer erscheint flächig wie eine schwache face-on Galaxie, ist aber tatsächlich Teil des Helix-Nebels. Die übrigen Halo-Strukturen in meiner Skizze konnten reproduzierbar gesichtet werden, doch sind sie extrem schwach. Ohne meinen präparierten Ausdruck als Beobachtungshilfe wäre die erste Identifizierung nicht möglich gewesen.
Deutung:
Nach O'Dell expandiert der Helix Nebel entlang zweier Hauptachsen. Die erste verläuft von Südost nach Nordwest. Auf dieser Achse lassen sich zwei Ausbrüche erkennen. Der ältere hat die äußerste Südost- und Nordwestspitze geformt ("southeast/northwest outer feature"), der jüngere dagegen die entsprechenden inneren Spitzen ("southeast/northwest plumes").
Die zweite Achse verläuft dagegen in Ost-West Richtung. Auch hier haben offenbar zwei Ausbrüche stattgefunden. Der ältere hat den äußersten Ring ("outermost ring") hervorgebracht, der jüngere den äußeren Ring ("outer ring"), der noch im Innenbereich des Nebels liegt. Nach O'Dell umfaßt der äußere Ring den inneren Ring, d.h. die durchsichtige Scheibe im Zentrum des Nebels, und ist gleichzeitig um etwa 30° gegen ihn geneigt. Dadurch entsteht der Eindruck einer Helix.
Der äußerste Ring ("outermost ring") ist an der Nordostseite gestaucht, wohl weil er hier auf bereits vorhandenes, interstellares Material stößt. Der Zentralstern bewegt sich übrigens genau in diese Richtung. Durch die Stauchung entsteht der Nordostbogen („northeast arc“) als diejenige Struktur, die am deutlichsten im Okular zu sehen ist.
Die Lage der beiden Hauptachsen sowie die beiden Ausbrüche entlang jeder der beiden Achsen lassen sich also am Okular nachvollziehen.
Der Nordostknoten („northeast object“), die nordöstliche Schockfront („northeast shock“) und das "east outer feature" konnten ebenfalls teleskopisch wahrgenommen werden. Allerdings liegen sie auf keiner der beiden Hauptachsen. Eine zureichende wissenschaftliche Erklärung für diese Strukturen wurde noch nicht gefunden.
Während der Beobachtung habe ich auch versucht, die Knoten im Inneren des Helix-Nebels zu erfassen, die auf den Hubble Aufnahmen sehr schön zu erkennen sind. Sie finden sich vor allem am äußeren Rand der durchsichtigen inneren Scheibe, und zwar im Norden, wo eine Ecke dichteren Materials in die Scheibe hineinragt. Leider habe ich diese Objekte im Okular nicht erkennen können.
Hier die Schmalbandaufnahme von Martin Pugh (APOD, 4. Oktober 2012) zum Vergleich:
Mit freundlicher Genehmigung von Martin Pugh