Blick ins All

Große und kleine planetarische Nebel, Februar 2014

 

 

Objekte:

 

NGC 2371/2 (PN)

NGC 3242 (Jupiters Geist) mit Halos (PN)

NGC 2440 (PN)

HFG 1 (PN)

WeDe 1 (PN)

PuWe 1 (PN)

Red Rectangle (Proto PN)

Westbrook Nebula (Proto PN)

Weitere kleine PN in Monoceros: Stephenson 3-1; Weinberger 1-6; Abell 18

Konus Nebel (Dunkelnebel)

 

Die Beobachtungen erfolgten während mehrerer Nächte im Februar 2014. Der Standort war in der Nähe von Pfronstetten auf der Schwäbischen Alb unter dunklem Landhimmel auf ca. 750 m Höhe.

 

1) NGC 2371/2

Gemini

 

Dies ist ein recht heller, aber vergleichsweise kleiner Nebel. Einschließlich der Ansen im Osten und Westen mißt er ca. 2,5'. Die Zeichnung habe ich bei 700x ohne Filter angefertigt.

 

 

Die hellen Partien des Rings im Norden und besonders im Süden sieht man sofort. Innerhalb jeder dieser Partien findet sich eine stellare Aufhellung. Dies sind vermutlich Jets. Eine dritte, aber viel schwächere derartige Struktur liegt im Südosten etwas außerhalb des Rings. Der Ring selbst ist als sehr schwache Aufhellung rundherum sichtbar. Im Nordwesten wird er durch einen helleren Bogen begrenzt. Eine ähnliche Struktur scheint im Nordosten zu liegen, von der allerdings nur das hellste Stück visuell sichtbar war. Ganz links und rechts außerhalb des Ringes markieren zwei Wölkchen die hellsten Partien der Ansen.

 

 

 

2) NGC 3242 (Jupiters Geist) mit Halos

Hydra

 

Jupiters Geist ist ein sehr bekannter planetarischer Nebel.

 

Image credit:Burness Ansell/Adam Block/AURA/NOAO/NSF

 

Es ging mir bei der Beobachtung aber nicht um den Nebel selbst, sondern um seine Halostrukturen, die man hier auf sehr dramatische Weise sehen kann:

 

Image credit: T.A.Recker/University of Alaska Anchorage, H. Schweiker/WIAN and NOAO/AURA/NSF. L.Frattare and Z.Levay/STScI/AURA/NASA

 

Dabei ist zwischen zwei verschiedenen Halos zu unterscheiden, nämlich den großen Wolken in der unteren Bildhälfte, bei denen es sich möglicherweise nicht um Ausflüsse des planetarischen Nebels handelt, sondern um ionisiertes interstellares Material, und den kleinen Strukturen sehr dicht rund um den Hauptnebel. Auf folgender STScI Aufnahme habe ich diejenigen Strukturen markiert, die ich am Okular erkennen konnte:

 

Image credit: STScI

 

Alle drei Bilder von NGC 3242 sind gleich ausgerichtet. Um den Größenvergleich zu erleichtern, habe ich in allen drei Photos das gleiche Sternchen mit einem Kreis markiert. Der überbelichtete Bereich auf den beiden letzten Photos umfaßt also den gesamten planetarischen Nebel, wie er auf dem ersten Bild zu sehen ist. Normale Aufnahmen von Jupiters Geist, wie man sie im Internet findet, zeigen den kleinen Halo nicht. Auch das erste Photo von Adam Block läßt ihn nicht erkennen. Der große Halo liegt ohnehin meistens außerhalb des Bildfeldes.

Am Okular waren die großen Halostrukturen für mich in den markierten Bereichen ohne Filter erkennbar, und sie hielten Vergrößerungen bis 350x Stand. Zwar erschienen sie nicht unmittelbar, doch nach einer Weile waren sie entlang der von mir eingezeichneten Linien zweifelsfrei zu sehen. Dagegen stellte der kleine Halo für die visuelle Beobachtung ein signifikant größeres Problem dar. Bei 220x und 350x zeigte sich das mit zwei orthogonalen Strichen markierte Wölkchen, wobei es hilfreich war, das Teleskop ein wenig zu bewegen. Filter brachten keinen spürbaren Gewinn. Die übrigen Strukturen des kleinen Halos konnte ich nicht sicher erfassen.

 

 

3) NGC 2440

Puppis

 

Dies ist ein polypolarer planetischer Nebel, der zwei Paare von Lobes erkennen läßt. Auf folgender Aufnahme habe ich sie mit 1a/b und 2 a/b markiert:

 

Image credit: Jeff Cremer/Adam Block/NOAO/AURA/NSF

 

Strukturell ist dieses Objekt dem sogenannten Cheeseburger Nebel (NGC 7026) nicht unähnlich. Wie dieser weist es die Gestalt des Buchstabens X auf. In der obigen Aufnahmen liegt das X auf der Seite. Man sieht zunächst den Zentralbereich mit zwei hellen Streifen und einen dunklen dazwischen. Diese Streifen verlaufen in Richtung des Lobes 2, dessen Außenbereiche aber sehr schwach sind. Heller ist der Lobe 1. Beide Enden sind deutlich zu sehen, und auch beide Hälften des Lobes selbst sind ohne Filter erkennbar. Weiterhin fällt die mit einem Kreis markierte Aufhellung auf, die beinahe stellar wirkt. Den großen Lobe 2b meine ich in seinen Randbereichen partiell gesehen zu haben. Das Gegenstück 2a blieb mir dagegen unsichtbar. Man muß sich davor hüten, das Sternchen, das in 2a steht, mit einer Struktur des Lobe zu verwechseln. Zur Ergänzung hier die prachtvolle Hubble Aufnahme:

 

Image credit: Hubble

 

 

Während die drei vorangegangenen Objekte recht hell sind und in jedem Fernrohr gesehen werden können, stellt die Beobachtung der folgenden planetarischen Nebel selbst im großen Fernrohr ein Herausforderung dar. Alle drei sind relativ alt, sehr groß und leuchtschwach.

 

 

4) HFG 1 (PN G 136.3+05.5)

Cassiopeia

 

Image credit: Wikisky

 

Der planetarische Nebel ist die bläulich schimmernde Aufhellung in der Mitte der Aufnahme. Der Nebel ist sehr schwer zu sehen. Nach mehreren Anläufen konnte ich die stärkste Aufhellung in der Mitte sehen. Daß sich seitlich davon noch zwei weitere Wölkchen befinden, war bestenfalls zu ahnen. Gelegentlich ergab sich auch der Eindruck, daß der ganze Nebel kreisrund ist, wobei die Wölkchen die eine Hälfte des Kreises füllen. Dieser Eindruck war aber unsicher. Der Einsatz des OIII Filters verbesserte die Sichtbarkeit etwas.

 

5) WeDe 1 (WDHS 1; PN G197.4-06.4)

Orion

 

Image credit: Wikisky

 

Der planetarische Nebel ist die rote, ovale Struktur in der Mitte des Bildes. Während HFG 1 den Vorteil bietet, in einer völlig sternlosen Gegend zu stehen, befindet sich WeDe 1 mitten in Sterngruppen, die es schwer machen, den Nebel zu sehen. Nach mehrere Anläufen bei Minimalvergrößerung und Verwendung des Hbeta Filters kann ich aber sagen, daß das rechte obere Viertel des Ovals, das auf dem Photo auch am hellsten erscheint, sichtbar ist. Auch das linke obere Viertel ist zu sehen. Im Hbeta Filter schien mir auch das ganze Oval als flächiges Gebildes sichtbar zu sein.

 

 

6) PuWe 1 (PN G158.9+17.8)

Lynx

 

Image credit: Wikisky

 

Dieser Nebel ist meines Erachtens der Schwierigste unter den drei großen. Mit OIII Filter, aber auch mit Hbeta zeigt sich mit großer Mühe das rechte untere Viertel des Ringes, und zwar seiner Außenkante. Dieses Viertel läßt sich vom untersten Punkt her ein wenig nach links verlängern, so daß insgesamt ein Drittel des Umfangs sichtbar wird. Insgesamt erschien mir HFG 1 schwieriger als WeDe 1 und PuWe 1 schwieriger als WeDe 1. Alle drei Objekte liegen aber an der Grenze dessen, was meine Augen mithilfe eines 25" Spiegels unter gutem Landhimmel zu sehen vermögen.

 

 

7) Red Rectangle

Monoceros

 

Hier handelt es sich um einen sogenannten protoplanetarischen Nebel, d.h. um ein Objekt, das sich in der Vorstufe zum planetarischen Nebel befindet. Der Zentralstern stößt bereits große Mengen von Material aus, doch er ist noch nicht heiß genug, um dieses Material zum Leuchten anzuregen. Stattdessen reflektiert es vorerst nur das Sternlicht. Hier ist die Hubble Aufnahme des Objekts:

 

Image credit: Hubble

 

Da die Hubble Aufnahmen oftmals vom visuellen Eindruck sehr weit entfernt sind, stelle ich hier eine weitere, visuell realistischere Aufnahme daneben:

 

Image credit: Adam Block/Mount Lemmon Sky Center/University of Arizona

 

In der Aufnahme von Adam Block ist Süden unten und Westen rechts. Das Hubble Bild ist dagegen um etwa 45° verdreht. Zur besseren Orientierung habe ich in beiden Aufnahmen jeweils die gleichen Sterne markiert. In der Hubble Aufnahme erscheint das Objekt besonders groß, weil die schwachen Außenbereiche mit erfaßt werden. Was sieht man nun im Okular? Zunächst sieht man natürlich keine Farben, sondern nur grau. Die X förmige Struktur ist aber bei geduldiger Beobachtung und bei Vergrößerungen ab 350x durchaus zu erkennen. (Ich habe keine Filter benutzt.) Am deutlichsten ist das Paar von Beinen, das in Adam Blocks Aufnahme nach Süden und Südwesten weist, wobei wiederum das südliche Bein das hellste ist. Das nördliche Paar ist dagegen schwieriger zu sehen, aber es erscheint durchaus. Mir ist es allerdings nie gelungen, alle vier Beine zugleich zu sehen, sondern es zeigte sich nur entweder das eine Paar oder das andere. Die Beine wurden auch bei weitem nicht in der Länge sichtbar, in der das Hubble Photo sie zeigt. Vielmehr erstreckte sich das südliche Bein nur so weit, daß sein Ende mit dem Zentralstern und dem südöstlich stehenden, markierten Stern ein gleichschenkliges Dreieck bildet. Es erscheint im Okular also so lang, wie es auch auf der Aufnahme von Block gut zu sehen ist. Die Sprossen zwischen den Beinen waren für mich nicht sichtbar. Auch die Zweiteilung des Zentralsterns, die auf der Hubble Aufnahme deutlich erkennbar ist, konnte ich trotz Höchstvergrößerung nicht sehen.

 

 

8) Westbrook Nebel (CRL 618)

Perseus

 

Dies ist ein weiterer protoplanetarischer Nebel - wie viele andere ein wunderschönes Objekt ...

 

Image credit: Hubble

 

... in der Hubble Aufnahme. Visuell ist der Westbrook Nebel allerdings eine Enttäuschung. Außer einem Pünktchen, das sich auch nur in indirektem Sehen gelegentlich zeigt, war für mich hier nichts zu sehen.

 

 

9) Verschiedene planetarische Nebel in Monoceros

Monoceros

 

Hier habe ich die "Mode Tour" Funktion des Argo Navis benutzt. Auf das Kommando: "Show Planetaries - faintest magnitude: any - in Monoceros" führt der Computer zu 16 planetarischen Nebeln in diesem Sternbild. Ich habe mir davon drei herausgesucht, die nicht zu klein und nicht zu schwach sein sollten:

 

Stephenson 3-1: Größe 15''; bei 350x mit OIII Filter als kleines Bällchen gut zu sehen

Weinberger 1-6: Größe 1'; Sichtung fraglich, am ehesten bei 220x mit UHC-S Filter. Möglicherweise wurde aber nur ein Stern auf dem Rand des Nebels gesehen.

Abell 18: Größe 1,2'; mag 17.0; bei 350x war der Nebel direkt als Scheibe sichtbar.

 

 

10) Cone Nebula

Monoceros

 

Der Konus Nebel in NGC 2264 (Christmas Tree Cluster) ist zwar kein planetarischer Nebel, sondern ein Gasnebel. Doch weil ich gerade in Monoceros tätig war, habe ich ihn in meine Liste aufgenommen.

 

Image credit: Wikisky

 

Wer sich am Pferdekopfnebel satt gesehen hat, für den ist der Konus Nebel das Objekt der Wahl. Es handelt sich um die gleiche Art von Objekt: Eine Dunkelwolke liegt vor einer schwach angeregten Wasserstoffregion. Allerdings ist der Konus Nebel noch schwächer und daher schwieriger als der Pferdekopf. Es empfiehlt sich, einen Ausdruck mit ins Feld zu nehmen, mit dem sich die Stelle genau lokalisieren läßt. Mit hinreichender Geduld und Hbeta Filter sieht man zuerst die linke Flanke und dann die rechte, die weniger scharf abgegrenzt ist.