[logo]


konferenz






aktuelles

projekt
personalia
institutionalisierung
texte
seminare
konferenz
bibliografie
kooperation
netzwerk
links


kontakt

home




Nähe schaffen, Abstand halten
Zur Geschichte von Intimität und Nähe in der russischen Kultur
24. - 26. Juni 2004, Universität Konstanz


Die internationale Konferenz „Nähe schaffen, Abstand halten. Zur Geschichte von Intimität und Nähe in der russischen Kultur“ fand im Zusammenhang mit dem vom Ministerium Baden-Württemberg finanzierten Forschungsprojekt "Intime Texte, intime Räume. Zur Konstruktion von Intimität in der russischen Kultur" statt. Die Tagung ging aus kulturwissenschaftlicher Perspektive der Frage nach, wie literarische Texte, Ego-Dokumente - Tagebücher, Briefe und (Auto-)Biographien -, Filme und philosophische Entwürfe Felder des Intimen konstruieren. Die Vorträge sollten zum einen den ästhetischen Inszenierungen von Intimität nachgehen, zum anderen ging es aber auch darum, die Konstruktion von Intimität in Ästhetik und Philosophie auf einem diskursiv abstrakten Niveau zu fassen. Um letzteres zu erreichen, gingen wir von einer vorläufigen Definition des Intimen aus, die vier Punkte umfasste:

  1. Intimität ist eine Beziehung zwischen mindestens zwei Personen;

  2. Intimität ist eine dynamische Kategorie, die sich im zwischen den Feldern des Staatlichen, des Öffentlichen und des Privaten bewegt;

  3. Intimität meint den Versuch, einen Zustand der Hierarchie- und Differenzlosigkeit zu erreichen, die Spaltung in Subjekt und Objekt zu überwinden;

  4. Intimität ist eine diskursive Geste, die mit Figuren des Ausschlusses operiert; es ist eine Kommunikation "mit reduzierten Zeichen" (Lauren Berlant).


Vor dem Hintergrund der ästhetischen Inszenierung des Intimen und seiner diskursiven Klärung nahmen die Vorträge auf der Tagung ein sowohl thematisch als auch historisch breites Spektrum in den Blick; so gab es einen Komplex, in dem Begriffe wie Nähe, Distanz, Zwang und deren philosophische, soziologische und politische Grundlagen diskutiert wurden. Wenngleich die Beiträge unterschiedliche Epochen behandeln, so haben sich der Symbolismus als intime Epoche sui generis und die Avantgarde mit ihrem Interesse für Ego-Dokumente als epochale Knotenpunkte herauskristallisiert. Zeitgenössische Debatten über den Körper, den Text und den Raum wurden unter der Perspektive des Intimen aufgegriffen und neu fokussiert.


Dabei wurden drei Schwerpunkte als Fragen für die Konferenz entworfen:

  1. Es soll herausgefunden werden, wie verschiedene Textgenres und kulturelle Räume in Russland zu verschiedenen Zeiten Intimität herstellen und wer welche Position in dieser intimen Beziehung besetzt: Ich und Welt, Ich und Gott, Sprechender und Hörender, Zeigender und Schauender, Schreibender und Lesender.

  2. Wie positioniert Intimtität sich in dem Wechselspiel von Nähe und Distanz? Je intimer die Beziehung ist, desto stärker wird dem Anderen die Distanz genommen, was einen Aspekt von Gewalttätigkeit in diesen scheinbar hierarchie- und gewaltlosen Raum einbringt. Intimität kann aber auch das Gegenteil vom Aufgehen im Anderen nach sich ziehen, ein zu-sich-Kommen mithilfe des Anderen, das Subjekt-Werden durch diesen Anderen.

  3. Wie situiert sich das intime Feld in Abgrenzung zur und im Zusammenspiel mit Öffentlichkeit? Wie ist Intimität mit Macht und Gewalt verbunden? Wird durch Intimität ein utopischer, machtfreier alternativer Ort geschaffen oder werden, ganz im Gegenteil, Gewaltakte vollbracht, indem das Objekt der intimen Kommunikation intimisiert, ihm die Möglichkeit zu Distanz genommen wird?

Tagungsbericht von Nadežda Grigor'eva in Žurnalnij zal

Konferenzankündigung (Russisch)

Abstracts_konferenz.html

Programm der Tagung








Zuletzt geändert am 30.03.06 von Sandra Evans.