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Wintersemester 2007/2008 |
Die Epoche der Renaissance in Literatur, Kunst und Philosophie |
Vorlesung
Mi 18-20
Kupferbau
Beginn: 24.10.
Credits: 4
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Gemeinhin gilt ‘die Renaissance’ noch immer als eine Zeit, in der die Antike ‘wiedergeboren’ wurde und in der das Individuum ‘erstarkte’ - Gemeinplätze, die - wie alle loci communes - eine gewisse Richtigkeit haben, doch der Präzisierung bedürfen. Denn das Interesse, ja die Faszination der Renaissance als Epoche (1400 - 1600) liegt in ihrer ganz spezifischen Signatur, die es erlaubt, sie als Bruch mit den vorausgehenden beiden Jahrtausenden, der griechischen und römischen Antike, der Spätantike und dem Mittelalter zu beschreiben und als Beginn und Voraussetzung der Moderne zu bestimmen. Freilich: Der Bruch mit den vorausgegangenen Zeiten vollzieht sich keineswegs radikal, vielmehr in verschiedensten Formen der Aneignung: der Überbietung, der Korrektur, ja der absichtsvollen Verfälschung - ihrerseits Wegbereiter der Moderne. Denn gerade in der Weise des Umgangs mit der Tradition zeigt sich die Selbstbehauptung der ‘Neuen Zeit’. Paradoxerweise wird dieser (Um)Bruch - ganz gegen die Erwartung - weniger in den Wissenschaften, als in den Künsten, der Literatur, der Bildenden Kunst und der mit beiden eng verbundenen Philosophie, deutlich. Denn nur in den Künsten wird der (Um)Bruch zugleich auch problematisiert.
Die Vorlesung wird so prominente Dichter wie Petrarca. Boccaccio, Montaigne, Shakespeare, Machiavelli zur Sprache bringen wie in der Kunst - u.a. - die Gattung des Porträts, in der Philosophie den Skeptizismus und den Neuplatonismus, auch den Neostoizismus. Doch es kann nicht darum gehen, einzelne Künstler, Dichter, Philosophen gar ‘der Reihe nach’ vorzustellen, vielmehr anhand von herausragenden Werken die Signatur einer Epoche zu entwerfen und dabei deutlich zu machen, daß Kunst, Literatur und Philosophie interagieren. Sie sind der Ort anthropologischer Entwürfe (‘dignitas hominis’; Ideal des Hofmanns), sind Ausdruck des für Neuzeit und Moderne typischen Melancholie-Syndroms, sie reflektieren die Erfahrung der Kontingenz und entwickeln Strategien ihrer Bewältigung, und sie sind insgesamt in ihrer Struktur ‘dialogisch-polyperspektivisch’: Sind doch die Welten, in der sie entstanden und denen sie Ausdruck geben, plural: unendlich vielgestaltig. |
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Forschungskolloquium „Frühe Neuzeit“ I |
Oberseminar
Do 18-20
Raum: 342
Beginn: 25.10.
Credits: 10 |
Es ist geplant, über mehrere Semester in einem Kreis junger Nachwuchswissenschaftler
usgewählte Themen zur Frühen Neuzeit zu erarbeiten und zur Diskussion zu stellen. In
Frage kommen die Bereiche Philosophie und Ästhetik, Literatur und Kultur, auch Bildende
Kunst.
Der Vorbesprechungstermin dient der Absprache weiterer Termine für Kompaktsitzungen
sowie der Auswahl der zur Diskussion stehenden Themen.
Vorbesprechung: Do, 25.10.2007, 18h s.t., R 342
Anmeldung: bei mir persönlich in einer meiner Sprechstunden.
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Literatur(wissenschaft) für Examenskandidaten: Gustave Flaubert |
Kolloquium
Mo 17-20
Raum: 327
Beginn: 22.10.
Credits: 4
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Das Kolloquium bereitet auf die Staatsexamens-, auch Magisterprüfungsklausur sowie auf
die mündliche Prüfung in französischer Literatur(wissenschaft) vor, steht aber auch
jüngeren interessierten Semestern offen. Das Kolloquium ist konzentriert auf die
Vermittlung von Analyse- und Interpretationskompetenz - vornehmlich von Texten der
französischen Literatur und Dichtung des 16. bis 20. Jahrhunderts, und hat zugleich zum
Ziel, hinreichende Lektüreerfahrung repräsentativer Autoren und Werke der französischen
Literatur zu vermitteln. Damit diese Vermittlung auch nur in Ansätzen gelinge, müssen die
Teilnehmer bereit und in der Lage sein, ein beachtliches Lektürepensum zu absolvieren: In
diesem Wintersemester steht Gustave Flaubert mit zwei Romanen und drei Erzählungen auf
dem Programm.
Literatur: Folgende Werke von Gustave Flaubert sind unbedingt in der angegebenen
Ausgabe anzuschaffen und bis zu Beginn des Semesters zu lesen:
Madame Bovary. Édition établie par François Kerlouégan, une lecture d’image par Alain
Jaubert, Paris: Gallimard 2004 [folioplus classiques n° 33]
L’Éducation sentimentale. Préface d’Albert Thibaudet. Édition établie par Samuel S. de
Sacy, Paris: Gallimard 2005 [folio classique n° 4207].
Trois Contes. Préface de Michel Tournier, Paris: Gallimard 2003 [folio classique n° 3].
Den Teilnehmern wird bis spätestens 19. Juli eine Bibliographie (Empfehlung von Forschungsliteratur) zur Verfügung gestellt.
Teilnahmevoraussetzung: Interesse!
Anmeldung: Ab dem 16. Juli (nicht früher) bei Frau Vernarli (Sekretariat).
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Moralistische Anthropologie: Machiavelli, Gracián, La Rochefoucauld, Nietzsche
Hinweis: Diese Veranstaltung ist zugleich ein EPG II Seminar. |
Hauptseminar
Mo 14-17
Raum: 327
Beginn: 22.10.
Credits: 8 |
„Moralisten - so Nietzsche - sind „Menschenprüfer“, die „nichts unbedingt“ nehmen, sind
„Meister“ der Beobachtung, der Erfahrung, der Beschreibung, der Erklärung, die den
„Sprung in’s Imperativische“ verweigern, aber dennoch wirken, „damit besser gewußt,
besser geurtheilt, besser gelebt werde“. Die moralistische Anthropologie ist ein
gemeineuropäisches Phänomen und hat ihren Ursprung in der Epoche der Renaissance. Sie
ist Ausdruck einer neuen Weltorientierung und -deutung, zugleich eines neuen Interesses
am Menschen: nicht, wie er sein sollte, sondern wie er ist. Doch während Montaigne in und
mit seinen Essais sich selbst und die Welt ‘erprobt’, gelassen, neugierig, auf stete Wendung
gefaßt, haben Gracián und Machiavelli den Anspruch, aus der Erfahrung des Vielen Lehren
zu ziehen und - mit Vorbehalt - zu geben. La Rochefoucaulds Maximes et Réflexions sind in
ihrer luziden Entlarvung menschlicher Beweggründe Ausdruck einer herben Desillusion: ex
negativo verweisen sie auf ein Ideal. Indem Nietzsche sich auf alle Genannten - und weitere
- bezieht, stellt er in einem bestimmten Verständnis die ‘Summe’ europäischer Moralistik
dar. Die differenten Intentionen erschließen sich aber letztlich über die jeweilige literarische
Form, die allgemein als dialogisch-aphoristisch zu kennzeichnen ist.
Teilnahmevoraussetzung: Abgeschlossenes Grundstudium in der Philologie, für die ein
Schein erworben wird.
Hinweis: Bis maximal 5 Studierende des Spanischen können aufgenommen werden
Leistungsnachweis: Regelmäßige Teilnahme; mündliches Referat, dessen Thema bis
spätestens bis zum 01. Oktober vereinbart sein muß; schriftliche Hausarbeit oder wahlweise
Abschlußklausur.
Anmeldung: Ab 16. Juli 2007 (nicht früher) (R 329,10-14h). |
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