Die Tragödie als je spezifischer Ausdruck des Tragischen von der Antike bis ins 20. Jahrhundert ist Gegenstand des Seminars – freilich unter Berücksichtigung ästhetischer, poetischer bzw. poetologischer sowie zeitgeschichtlicher und politischer Implikationen. Es wird sich zeigen, daß die Poetiken der Antike (insbesondere die Poetik des Aristoteles) und der Renaissance vornehmlich realistisch formuliert sind, über das Tragische im engeren Sinne aber kaum eine Vorstellung vermitteln. Zu dessen Verständnis bedarf es der Einbeziehung ganz unterschiedlicher erkenntnistheoretischer bzw. philosophischer, zugleich anthropologischer Konzepte. Deren Veränderung und Entwicklung, zum Teil dialektischer Observanz, interessieren. Zum einzelnen (vorläufiger rudimentärer Entwurf):
- griechische Tragödie (Hamartia-Konzept nach Aristoteles)
- römische Tragödie (stoische Philosophie bzw. Anthropologie)
- italienische Tragödie des 15. und 16. Jahrhunderts (z.B. Trissino; neostoisches Konzept)
- französische Tragödie des 17. Jahrhunderts (neostoisches resp. jansenistisches Konzept)
- der Fall Shakespeare
- deutsche Tragödie des 18. Jahrhunderts (Fortentwicklung des neostoischen Konzepts unter Einbeziehung des Kantischen Idealismus)
- Hegel, Nietzsche und die Folgen
- Tragödie in der Moderne – Ausdruck und Folge des Hegelschen und Nietzscheanischen Konzepts des Tragischen
Eine Liste mit bibliographischen Angaben (Textausgaben und Forschungsliteratur), ein ergänzendes Dossier mit Texten bzw. Textauszügen insbesondere zur Tragödientheorie sowie die Aufgabe des Exposés stehen den Teilnehmern ab dem 20. Februar 2012 (ILIAS) zur Verfügung.
Anmeldung: Ab sofort bei Frau Vernarli (Sekretariat), R 329 oder per Email (sekretariat.moog-gruenewald@uni-tuebingen.de) unter Angabe "Tragödie"
Leistungsnachweis: Regelmäßige aktive Teilnahme; mündliches kurzes Referat (sog. Impulsreferat), dessen Thema bis spätestens zum 30. März vereinbart sein muß; schriftliche Hausarbeit (Umfang etwa 15-18 Seiten) oder wahlweise Abschlußklausur.